Vierter Auftritt.

[178] Vorige. Veit eilt herein.


VEIT. Gestrenger Herr! was geht hier vor? Ihr werdet doch meine Herberge durch keine Mordthat in üblen Ruf bringen wollen?

GÜNTHER. Veit! ich muß hinaus in's Freye – bald bin ich wieder da, um noch vor Abend ein wichtiges Geschäft zu vollenden. – Für meinen Waffenknecht da haftest du mir mit deinem Leben, er muß mich begleiten.


Ab.


VEIT. Nun das ist sauber, jetzt soll ich gar der Wärter dieses Gauners werden. Meynst du etwa, daß ich nichts anders zu thun hab, als daß ich so einen Taugenichts hüten soll, wie du bist.

KÄSPERLE. Geb sich der Herr keine Mühe, wenn ich zu essen und zu trinken krieg, so bringt mich kein Mensch aus dem Haus, bis mein Ritter wieder da ist.

VEIT. Hast du auch Geld, wenn du zu essen und zu trinken verlangst?

KÄSPERLE. Geld hab ich nicht, aber Hunger und Durst.

VEIT. So sieh, wo du was kriegst! – Ein Mensch ohne Geld kommt mir grad so vor, wie ein zerbrochener Weinhumpen, den man vor die Thüre wirft.


Lied.


Wer im Beutel hat kein Geld,

Der ist schlimm daran.

Geld ist Meister in der Welt,

Geld nur macht zum Mann.

Geld macht klug den faden Wicht,

Sey er noch so dumm,

Schaft das häßlichste Gesicht

Zu dem schönsten um.
[178]

Hat man aber Geld wie Stroh,

O dann geht es gut.

Man wird seines Lebens froh,

Was man immer thut.

Ich sing niemals: Tralla la!

Ist mein Beutel leer;

Wenn er voll ist, hopsasa!

Spring ich froh einher!


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 178-179.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Teufelsmühle am Wienerberg
Die Teufelsmühle am Wienerberg