Eilfter Auftritt.

[197] Gemach in der Herberge. Hanns, hernach Käsperle.


HANNS. Die Ritter sind fort nach der Stauffenburg – nun ist es in unserer Herberge so leer, als wenn alles ausgestorben wär.

KÄSPERLE eilt schnell herein, lauft umher, Hanns will immer dazwischen reden. Der Teufel mags länger bey ihm aushalten, aber ich nicht – ich sag ihm den Dienst auf, ich such mir einen andern Herrn.

HANNS. Wo hast du denn deinen Herrn gelassen, Käsperle!

KÄSPERLE. Beym Meister Luzifer! nein, das weiß ich – bey einem Herrn, der mit dem Satanas im Bund steht, bleib ich nicht länger, und wenn ich Hobelspänne fressen müßte.

HANNS. Was ist dir denn wiederfahren?

KÄSPERLE. Da frag meinen Buckel, der wird dir am besten antworten können.

HANNS. Bist du geprügelt worden?

KÄSPERLE. Nach der Nummer! ich glaub, so lang die Welt steht, ist noch kein Mensch so schön karpatscht worden wie ich.

HANNS. Da trink' guter Freund! Giebt ihm einen Krug. Der Wein da wird dich stärken, und dir dein erlittenes Ungemach vergessen machen.

KÄSPERLE trinkt. S'ist auch wahr, wenn – wenn ich nicht so ein kuragirter Kerl wär – Trinkt. kein Beinl wär mehr von mir übrig.

HANNS. Hast du also den Geist gesehn?

KÄSPERLE. Freylich hab' ich ihn gesehen! Anfangs ist er mir erschienen, als ein schönes Madel von 16 Jahren – das Madel hat mir g'fallen – ich will da mit ihr so mein Hocus pocus haben – wie ichs denn so recht nachdrücklich umarmt hab – und s' Maul zu einem Bussel spitzen will –

HANNS äußerst neugierig. Nun?

KÄSPERLE. Steht n' alte Trud vor mir, und s' schöne Madel war fort – die Alte wollt geküßt seyn – ich fang an zu schimpfen wie ein Rohrsperling – aber – Wendet den Rücken. hernach, Brüderl! s' ist ewig Schad, daß du nicht dabey warest.

HANNS. Warum denn?

KÄSPERLE. Wir hätten alle beyde genug an der Porzion g'habt – denn die Kerln haben drauf g'schlagen, als wenn sie sich ordentlich in meinen Buckel verliebt hätten.[198]

HANNS. S' g'schieht dir recht, warum hast du g'schimpft – das beste wär gewesen, wenn du der Alten einen Schmatz gegeben hättest.

KÄSPERLE. Pfui Teufel! die Alte war wenigstens hundert und ein Jahr alt – da mag der Teufel verliebt werden, aber ich nicht.


Lied.


Bey Madeln von 16 Jahren

Im Spienzeln noch nicht ganz erfahren,

Beym Wetter! da bin ich dabey.

Da lob' ich mir das Karessiren,

Da thu' ich von Herzen scharmiren,

Da bin ich ein tapferer Held,

Da gehet der Kasperl in's Feld.


Doch Weiber, die Hunderte zählen,

Sich lassen von Liebe noch quälen,

O weh mir! wie sticht da mein Herz.

Da krieg' ich vom Küssen und Drücken,

Das Stechen, das Jucken und Zwicken –

Das gehet, beym Teufel! nicht an,

Da kriegt man den Kasperl nicht dran!


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 197-199.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Teufelsmühle am Wienerberg
Die Teufelsmühle am Wienerberg