Achter Auftritt.

[194] Käsperle. Jeriel als Köhlermädchen.


JERIEL. Woher kommst du, guter Freund!

KÄSPERLE. Ich – ich komm jetzt grad aus dem Gefecht. Blut ist g'flossen wie's Wasser in der Donau, und etliche tausend Menschen haben ihr Leben eingebüßt, die Übrigen haben Reißaus g'nommen.

JERIEL. Ey! wo war denn also das erschreckliche Gefecht?

KÄSPERLE. Da – auf dem Platz!

JERIEL. Und wo sind denn die Todten?

KÄSPERLE. Die sind schon alle begraben![194]

JERIEL für sich. Wart, Schelm! für dein Prahlen sollst du gestraft werden.

KÄSPERLE. Kannst du mir nicht den Weg aus dem Forst hinaus zeigen, du wirst ihn doch wohl wissen?

JERIEL. Wart – ich will dir meine Schwester rufen, die soll dich sicher aus diesem Forst bringen.

KÄSPERLE. Deine Schwester? ist sie älter wie du?

JERIEL. Sechzehn Jahre ist sie alt!

KÄSPERLE für sich. Das best Alter! Laut. ist sie schön?

JERIEL. So schön, wie ein Frühlingstag.

KÄSPERLE. Ist das möglich? weißt du was, schick sie her – von so einem Mädel laß ich mir lieber den Weg zeigen, als von dir.

JERIEL. Aber hör' – du mußt sie nicht verführen – sie ist verliebt!

KÄSPERLE. Ist sie verliebt – Beis. desto besser! Laut. aber sag du mir, weißt du denn auch schon etwas von der Liebe?

JERIEL. Das versteht sich! die Liebe steckt ja schon in unserer Natur.


Lied.


Die Liebe ist ein närrisch Ding,

Macht jede Arbeit uns gering.

Es lacht uns froh die schöne Welt,

Man hüpft und tanzt durch Flur und Feld.


Die Liebe kommt – wenn oder wie?

Das weiß man nicht – bald spät bald früh.

Doch ist nur der ein braver Mann,

Der Liebe giebt, und lieben kann.


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 194-195.
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