Neunter Auftritt.

[195] Käsperle. Marie als Köhlermädchen.


KÄSPERLE. Ich sag's ja – kaum können die Madeln reden, so steckt ihnen auch schon s' Lieben im Kopf. Wen seh' ich denn da auf mich zukommen? alle Wetter! das ist ein liebliches Mädel!

MÄDCHEN. Bist du der Fremdling, dem ich den Weg auf die Heerstrasse zeigen soll?

KÄSPERLE. Nun freylich bin ich's, mein Engel! aber – Beis. ha, ha, ha! – das ist ein Madel, wie ich noch keins gesehen hab. Laut. Du bist –[195] du bist – Drückt ihr die Hand. ja gar ein holdes Geschöpfel, wie heißt du denn?

MÄDCHEN munter. In meiner Köhlerhütte heißt man mich nur die schöne Rösel.

KÄSPERLE. Rösel! die schöne Rösel! weißt du, daß du mir gefällst, du schönes Madel!

MÄDCHEN. So! ich dank – Mit einem Knicks. ich hör's recht gern, wenn man mir sagt, daß ich schön bin – aber komm jetzt nur, wir wollen weiter. –

KÄSPERLE beis. Alle Wetter! das Mädel steckt mir tief im Magen – Laut. Komm einmal her – setzen wir uns miteinander unter diesen Baum.

MÄDCHEN. Das kann gar nicht seyn, das ist mir zu gefährlich.

KÄSPERLE. Ha ha ha! – was das für ein kleins Handerl ist – Kneipt sie in die Wange. Was das für liebe, rothe Backeln sind – ein Bussel darauf müßt köstlich schmecken. Komm in meine Arme! Das Mädchen verwandelt sich in ein häßliches, altes Weib, umarmt ihn, mit grinsender Stimme. Da bin ich ja schon, liebes Schätzchen!

KÄSPERLE entwindet sich, und springt schnell auf. Pfui Teufel! was ist das?

DIE ALTE. Willst du nicht Platz nehmen neben mir?

KÄSPERLE. Könnt ohnmöglich! Sieht sich um. Wo ist denn das schöne Mädel hin gekommen?

DIE ALTE. Du meinst meine Tochter?

KÄSPERLE. Was? – deine Tochter? das ist unmöglich, daß so eine alte Trud die Mutter eines so schönen Mädels seyn kann.

DIE ALTE steht auf. Was – Unverschämter! du wagst es? He! Ein schrecklicher Akkord ertönt, Geister kommen mit Pritschen. Zeigt diesem Fremdling den Weg aus meiner Region, so wie er es verdient. – Fliehe, und fühle meine Rache! Ab. Sie umgeben ihn, geben ihm die Pritsche nach dem Tackt, und jagen ihn davon.


Chor.


Wer schimpft, der krieget dieß um Lohn,

Du loser Wicht!

Drum packe dich sogleich davon,

Und schimpfe nicht!

Hurra! Hurra! Hussi! Hussa!


Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 195-196.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Teufelsmühle am Wienerberg
Die Teufelsmühle am Wienerberg