Die gepriesene Freiheit

[183] Hört, Ihr Mächtigen, hört! Der Feder größeste Freiheit

Herrschet anjetzt; es schreibt jede, was jeder gefällt.

Loben und tadeln dürfen wir laut ohn' alle Besorgniß;

Was Pasquino gedenkt, spricht er und findet Gehör.

Eins nur wagen wir nicht: reinaus zu sagen die Wahrheit;

Weihrauch liebet man wol, aber kein würziges Salz.

Hört, Ihr Mächtigen, hört! Die hochgepriesene Freiheit

Unsrer Feder, sie ist knechtischer, schmeichelnder Dienst.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 183.
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