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[407] Aus dem Hebräischen übersetzt.
St. Petersburg 1762, im Januar.
Quaerit patria Caesarem.
Horat.
An den großen König Cyrus,
den Enkel Astyages', von einem gesangenen Israeliten.
Du bist! Gesalbter, den uns Gott versprach!
Es glänzt Dein neues Reich
Den Himmel auf. Die Völker feiern nach
Und knien. Der Mond erhebt es bleich.
Jehovah, der zu Meeren spricht: »Verseigt!
Es wachse Land hervor,
Und aus ihm Gold!« sprach zu den ... »Weicht!«
Er sprach's: es wuchs ein Baum empor.
Aus der Mandane dunklem Schooß kam er,
Und Asien ist kaum
Zum weiten Schatten g'nug, vom schwarzen Meer
Bis zu des rothen Purpursaum.
Der Herr rief Dich und nahm Dich bei der Hand;
Man sah Dich – Alles wich;
Die Hügel flohn; es bückte sich das Land;
Denn er ging vor Dir königlich!
Und Riegel, Thore, Schloß zerbrach der Herr;
Da gab er Dir zum Lohn
Der Tiefe Schätze. Wer ist mächtiger
Und schöner als Jehovens Thron!
»Er schaffet Frieden,« spricht des Lichtes Aufgang;
»Er ist, er ist der Herr!«[408]
»Er schaffet Uebel,« spricht der Niedergang,
Und Cyrus spricht: »Er ist der Herr!«
Die Ceder bebe! durch des Tempels Schutt
Rausch' heil'ge Sympathie!
Er spricht zur Stadt und Tempel: »Seid gebaut!« – es thut
Es Cyrus, und – da stehen sie!
Der gürtet Königen das Blutschwert ab
Und regnet Ruh und Glück
Auf seine Heerden; Fremde giebt sein Stab
Dem ersten Hirten gern zurück.
O hüpfe, Volk! wie sich die Taube freut,
Wenn sich ihr Retter naht.
So lechzt das Kind zur Mutter hin; sie beut
Ihm ihre Brust, um die es bat,
Und weint und sieht herab. Es trinkt und blickt
Ihr lächelnd Dank herauf.
O König, schau vom Throne! Juda schickt
Dir mindstens eine Thräne auf.
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Gedichte
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