Meine Blume

[150] Sei gegrüßet, kleine Blume,

Blume der Vollkommenheit,

Die die Heiligen und Weisen

Namlos preisen;

Denn des Herzens schönste Zier

Wohnt in Dir.


Nicht auf Höhn, im stillen Thale

Blühest Du, am frischen Quell,

Zeigst des weiten Himmels Bläue,[150]

Reine Treue,

Und in ihr der Sonne Gold,

Mild und hold.


Fragst Du mich, wie heißt die Blume,

Die den hohen Schmuck uns zeigt:

Sonnengluth und Himmelsbläue,

Lieb' und Treue?

Nimm hier dies Vergißmeinnicht,

Treu' und Licht.


Quelle:
Johann Gottfried Herder: Werke. Erster Theil. Gedichte, Berlin 1879, S. 150-151.
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