Einkehr in die Schweiz

[113] Im Frühjahr 1840


Alles ringt sich von der Scholle,

Alles ist emporgestiegen;

Will am End' die blütenvolle

Erde in den Himmel fliegen?


Meiner Heimat Strand befeuchtend,

Glänzt vor mir des Seees Spiegel,

Drauf die Sonne, purpurleuchtend,

Wie der Liebe rotes Siegel.
[113]

Und ich seh' in allen Fernen

Opfer von den Bergen rauchen,

Und ich möchte mit den Sternen

Meine Seele untertauchen.


Und es dampfet durch die Lüfte

Auf zu mir des Tales Brodem,

Und es duften alle Düfte,

Wie einst meiner Liebsten Odem.


Frühling unten, Frühling oben

Und so Flur wie Hügel reicher;

Alle Not hinweggehoben

Und der Himmel selber weicher.


Doch kein Herz, das er, zu teilen

Diese Seligkeit, mir gönnte –

Und so wünsch' ich mir zuweilen

Etwas, das ich hassen könnte.


Quelle:
Herweghs Werke in drei Teilen. Band 1, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1909], S. 113-114.
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