Pour le mérite

[125] Sie wollen dir den Tag entfernen,

Der schon so frisch am Himmel weht:

Das ist's, was in den neuen Sternen

Für dich, mein Volk, geschrieben steht!


Man gibt als Futter deinen Blicken

Der Sterne kalten, falschen Schein;

Du magst sie all zusammenflicken,

Sie werden keine Sonne sein.


Nicht eine Lanze wird es brechen,

Das neue, zahme Rittertum;

Kaum wird ein Sänger für dich sprechen,

Man macht ja selbst die Sänger stumm.


Nein, edles Roß! du bist verloren

Und von der Meute totgehetzt,

Wenn nicht der Fremdling dir die Sporen

Bald wieder in die Flanken setzt;


Wenn sie nicht draußen Freiheit rufen,

Daß du in Galle überschäumst,

Und hoch mit flammensprühnden Hufen

Dich gegen deine Dränger bäumst;
[125]

Wenn sich nicht über deinem Hause

Von Westen her ein Wetter ballt,

Und bis in deine sichre Klause

Der Donner der Empörung schallt.


Du bist und bleibst ein Knecht, der fluchend

Am heil'gen Zorn sein Süpplein kocht,

Bis fremde Völker, Einlaß suchend,

Erst an die Türe dir gepocht!


Quelle:
Herweghs Werke in drei Teilen. Band 1, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1909], S. 125-126.
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