Die Tänzerin in der Gemme

Lange verschlossen, tief im runden Steine

Mit einem Trauerbaum und wenig Zweigen,

Noch dreht sie um den Hals den sanften Schleier

Und geht in leisem Tanz in stiller Feier.


Immer noch fort, wo schon die Götter starben

Über den Inseln, und draußen gezogen

Ist das Meer unter schläfrigen Wolken,

Unter den Ufern murrte die Woge.


Orpheus ging einst. Und sie sann seiner Schritte

Durch die Schluchten herunter zur stillen Ebene

Da sie lag im Schilf mit den wolligen Herden.

Aber ferne ging die Flöte des Gottes


Über der grünen Ruhe der toten Fluren,

Die so einsam sang ihre Traurigkeit,

Grauen Gewölben, über den Weiden weit,

Wo die Tiere lagen mit tiefem Horne.
[481]

Quelle:
Georg Heym: Dichtungen und Schriften. Band 1, Hamburg, München 1960 ff., S. 479-482.
Lizenz:
Kategorien: