Dritte Scene.

[342] GRÄFIN allein. Das ist schwerer, als ich gefürchtet! Was kann geschehen sein? Welche rauhe Hand hat die Harmonie dieser zarten Seele so jäh zerstört? Ein Gespenst, das ihr um Mitternacht eschien – Geht hin und her, bleibt wieder stehen. Nein, sie war immer ein tapferes, besonnenes Kind. – Gianotto? Sie ging leicht darüber weg, als ich seinen Namen nannte, – und doch – in ihren Jahren erschüttert uns Nichts in den Tiefen unsres Lebens, als was uns von Liebe kommt. O meine alte Sorge! Und ich dachte so zuversichtlich, es wäre noch früh genug, sie zu trennen! Wär' ich meinem Manne gefolgt! Aber mein eigen Herz war schwach gegen den Knaben, der die Züge seiner geliebten, unglücklichen Mutter trug. Ich muß ihn befragen; er allein –

EIN DIENER durch die Mittelthür. Don Cesar von Sevilla wünscht aufzuwarten.

GRÄFIN. Don Cesar? Entsinn' ich mich doch nicht. Gleichviel, ich kann in diesem Augenblick – der Herr möge mich entschuldigen –

DIENER. Er folgt mir auf dem Fuße.


Tritt zurück, um Don Juan eintreten zu lassen, entfernt sich dann.


Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke. Band 11, Berlin 1872–1910, S. 342.
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