In der Mondnacht

[153] In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht

Gehen Engel um auf leisen Sohlen;

Blonde Engel, innig und verstohlen

Küssen sie die schönsten Menschenblumen.


Tausendschönchen, allerliebste Blume,

Weiß es wohl, woher der Schimmer stammet,

Der dir heut das Antlitz überflammet:

Bist noch in den Traum der Nacht verloren.


Denkst der Engel, die durchs kleine Fenster

Sich auf Mondesstrahlen zu dir schwangen,

Leise dir zu küssen Mund und Wangen

In der Mondnacht, in der Frühlingsmondnacht.

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 153.
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