Waldesruh

[72] Siehe, da ruhet Das

Und ist alles.

Saft träumt.

Prinzeßlein spielt

Und weiß von keinem Schloß,

Von Morgen nicht und Abend.

Männlein schlagen Purzelbaum,

Drollig vergrämte

Purzelbäume schlagen sie

Über braunweitgreifende Wurzeln.

Und essen Wurzeln,

Trinken Quell,

Und schlafen zwischen Wurzeln in Nischen.

Listig behutsam, tappen beschleichende Finger

Lichtlang die schlanken grauen Stämme,

Die Zweige spannen.


Was war das?

Ein Dunkles?

Nur ein Gedanke.

Wie gar heiter ruht das Blau

Wie das was ist.


Verwunderte Gegend lieblicher Ode,

Bangen,

Wohliges Drängen,

Frühes Fleisch

Duftiges Erliegen.

Graue zottige Bärte fahren

Über zerrieseltes Leuchten,

Stöhnende Wonne des Wachseins

Ein rauschendes Duften:

All das perlende Moos.
[73]

Vier Schwingen tauschen

In blauen Bahnen

Ein rüstiger Anruf

Beieinander,

Fort sind beide –

Da –

Dort!


Pfade spielen,

Warnender Pfiff,

Springende Bogen,

Ein Strom von Hirschen

Raschelt tiefer hinab.

Ein spähender Pfeil,

Trifft sie das schauende Licht

Meines heiligen Auges.


Herbsthoher Dom

Hohe Weihrauchscheine,

Leuchtende Geister

Schwingen leicht

Hin die prallen, blauen Strahlen.

Eine graue Leiche

Halten sie hochgebahrt

Und singen Requiem ...


Heiter ruhet,

Heiter ruhet das Blau,

Wie was ist,

Taten schlummern

Immer.


Quelle:
Peter Hille: Gesammelte Werke. Berlin 1916, S. 72-74.
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