§. 38.


Unvorgreiflicher Vorschlag

[203] zur


Abänderung des Martin Lutherschen Kirchen- und Hausliedes:


Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort etc.


allen christliebenden gesanglustigen Seelen,

besonders aber


Sr. Hochwürden und Gnaden


dem


Hochwürdigen Hochwohlgebornen Herrn


Caspar Sebastian,


des heiligen römischen Reiches Freiherr und des heiligen Johanniter-Ordens Ritter, der weiten und breiten Rosenthalschen Güter Erbherrn, des im Riß

liegenden Jerusalems und vieler andern schön gezeichneten heiligen Oerter Eroberer, des hohen Rathes zu Jerusalem in Gott andächtigen Präsidenten etc. etc. etc. etc. etc. etc. etc.


seinem gnädigen Kirchenpatron, hochgebietenden Chef


und Herrn,


namentlich unterthänigst zugedacht, zugeschrieben und gewidmet


von


einem zu Gebet, Gesang und Dienst


verbundensten Diener.
[204]

Daß schon die blinden Heiden bei ihrem Gottesdienste Gesänge gebraucht haben, beweisen der hochblinde Homer und viele andere, als Orpheus, Kallimachus, Hesiodus. Nach dem Pausanias war Licius Olenus ein griechischer geistlicher Liederdichter, wiewohl der Streit in der alten heidnischen Singwelt unausgemacht bleibt, wer den ersten Hymnus angeschlagen habe, indem, wenn ich mit Heiden heidnisch reden soll, es das Ansehen gewinnen will, als ob die fröhlichen Vögel dem Menschen den Sang und die Poesie, dagegen die vierfüßigen Thiere die Prosa kollegialisch beigebracht, unter welchen der beschriene Ochse und der nicht minder beschriene Esel gewiß das ihrige rühmlichst beizutragen nicht ermangelt haben werden. Daß die Poesie ihr Hüpfen und Springen, und die Prosa ihren vierfüßigen Gang von ihrer Urabstammung beibehalten bis auf den heutigen Tag – darf ich das bemerken? Doch was geht dergleichen blindes Heidenthum, wodurch die vierfüßige Prosa am schlechtesten wegkommen würde, uns an, da ein ganz anderes Schema genealogicum der geistlichen Lieder in der christlichen Familienlade deponirt ist? So wie jener Weltüberwinder, nachdem er überall kam, sah und siegte, nicht mehr von einem leiblichen Vater abstammen, sondern seinen Ursprung im Himmel unter den Göttern aufsuchte und von ihnen abglänzen wollte: so können wahre Menschen mit weit größerem Rechte behaupten, daß sie in linea recta von den Morgensternen und Kindern Gottes abstammen, von denen sie auch ihre Singkunst erlernt haben. Bleibt es gleich in diesem Jammerthale beim Tenor oder mezza voce, wenn dagegen jene himmlischen Virtuosen im hellen Discant einen Triller den andern beschämen lassen und mit ihren Engelflügeln den Takt dazu schlagen, so hat doch niemand, weder Engel noch Mensch, des Herrn Sinn erkannt. Wer ist sein Rathgeber bei der Form gewesen, in die er seine Welten und in ihnen seine Geschöpfe goß? und wer kann dafür, daß er nur, oder daß sogar[205] Ein Mensch ist? Wer warst du, sagt Gott der Herr zu Hiob, der von dem himmlischen Fiskal, dem Satan, in puncto criminis laesae in unbefugten Anspruch genommen ward, so daß er auch seinen Proceß in der letzten Instanz refusis expensis gewann. – Wer warst du, da mich die Morgensterne mit einander lobten und jauchzeten alle Kinder Gottes? – Daß hierdurch die Sphären-Instrumentalmusik und die Engel-Vokalmusik, und unter derselben das hohe Lied: Heilig! heilig! heilig! verstanden wird, welches Jesaias, der ein vortreffliches musikalisches Gehör besaß, in Noten gesetzt hat, ist auffallend. Singen und Spielen sind so nahe verwandt, daß ein jeder Sänger gern allem, was ihn umgibt, die Zunge zum andern Discant lösen möchte; und so hat der Mensch wirklich leblosen Instrumenten einen musikalischen Athem eingehaucht; und was die Sphären dort oben sind, das sind hienieden Pauken und Trompeten, Violinen und Flöten. Wenn ich nun gleich der kritischen Frage: ob die ersten Eltern im Paradiese gesungen, ganz gern ausweiche (da Se. Hochwürden und Gnaden nach guten Ursachen, die fast eben so viel als gute Nachrichten bedeuten, wissen wollen, daß die ersten Eltern im Paradiese sich in Prosa unterhalten), so würde es den guten und bösen ersten Eltern doch zu keiner Scham und Schande gereichen, im Paradiese mit den Morgensternen und den heiligen Engeln, ihren Gespielen, eins um die Wette angestimmt zu haben. Von selbst versteht es sich, daß der Paradiesgesang ein ganz anderes Ding gewesen ist, als der, den Adam und Eva bei der Holzaxt und beim Spinnrocken leierten.

Man sagt, die Noth lehre beten. – Wahr! Lehrt sie aber nicht auch fluchen? und ist es nicht gewiß, daß die Noth eben so viel, wo nicht mehr, gute Christen als Bösewichter erzieht? Die Herren Finanziers brauchen die Noth zum sichern Recept wider das kalte Fieber der Faulheit, womit sie, trotz der China, Wunderkuren[206] gethan zu haben behaupten. In der That, die Herren sollten in ihren Finanzrecepten weiter gehen, und wenn sie selbst wegen dieser Noth in Noth gerathen, das wohlfeile Singen verschreiben. Erinnert man sich nicht hierdurch an die große Harmonie, die doch immer – auch bei Gram und Sorgen, bei Donner und Blitz, bei Schelten und Schlägen, welche die Herren Staatsregierer über die Staatsbürger im Rathe der Wächter beschließen und mit außerordentlicher Pünktlichkeit ausführen – in der argen bösen Welt ist? – Ach! durch den Gesang wird die arge böse Welt zur besten! – Der Gesang kühlt die Angst; und was ein Glas Wasser der Zunge in schwüler Mittagszeit ist, wird der Seele ein Lied. Mein Gesangbuch nenn' ich einen Eiskeller, und hab' es im hitzigen Fieber der Anfechtung in Segen gebraucht. Wenn die Verdammten in der Hölle singen könnten – wären sie nicht aus aller Noth? und dürften sie wohl einen Tropfen Wasser zur Zungenkühlung erbetteln? Würden nicht vielmehr Harmonie und Takt unter ihnen seyn, da sie jetzt sich unter einander vertragen wie Katzen und Hunde? – Ist je Sonntagskindern der Vorschmack der künftigen Welt beschieden, und können sie hoffen, über ihren künftigen Aufenthalt und ihre künftige Beschäftigung von vollendeten Seelen sub rosa Nachricht einzuziehen, so wird der Gesang das Mittel seyn, Erscheinungen der Geister zu bewirken: nicht der schwarzen, sondern der weißen; nicht der bösen, sondern der guten. Alle gute Geister loben Gott den Herrn, und singen; alle böse Geister loben Gott den Herrn, und zittern. Tugend und Gesang verbinden diese Welt mit der künftigen – so daß sie in einander verschmelzen, man weiß nicht wie. Leider! waren von Anbeginn Wortstreit und Hahnengefechte, wenngleich bei einem Seelenduell kein Blut, sondern Gedanken fließen. – Obstat, quidquid non adjuvat. – Es gibt nur Einen Verstand. Alle Menschen würden Eins seyn, wenn die Worte nicht so oft Streit[207] suchten, und Parteigänger, Volontärs und was weiß ich was mehr wären. – Einige unter den Wörtern sind bekanntlich so ungeschliffen, daß sie es recht darauf anlegen, Händel zu machen. Die Poesie gibt ihnen Anstand, Erziehung und Politur; sie lehrt sie, sich in Zeit und Umstände schicken. Jene Antwort: »Etwas, das du nicht zu wissen brauchst,« auf die unbescheidene Frage: »was trägst du da unter dem Mantel?« sollten sich die Menschen merken, da sie fast alles, was sie glauben – und das ist doch bei weitem der größte Theil von dem, was sie zu wissen vorgeben, oder zu wissen sich einbilden – unter dem Mantel tragen. Man lasse doch jeden so viele Worte tragen, als er nur unter seinem Mantel beherbergen kann, und zwinge die Träger so wenig, diesen Wortkram zu enthüllen, als uns andere, uns mit Mänteln und einer solchen Wörterlast zu behängen – falls wir selbst nicht wollen. – Des Menschen Wille ist sein Himmelreich. – Doch um wieder zur Poesie einzulenken, bei der man nur zu leicht Absprünge machen kann, so trete ich dem hohen Praesidio vollständig bei, daß die gegenwärtige mit Erbsünde beladene Poesie im Paradiese nicht im Schwange gewesen. Lebhaft kann ich mir vorstellen, daß die damalige Prosa so ein englisches liebliches Wesen an sich hatte, daß es, wenn ich so sagen soll, Poesie ohne Dichtung war. Merkt euch dieß, ihr guten Dichter, und legt nicht zu viel Gewürz an natürliche Kost; denn in Wahrheit, das setzt kein gutes Blut. – Wenn innere Würde sich mit äußerlicher Pracht vereinigt, wenn der Zweck so edel ist, wie die Ausführung: dann ist Prosa Poesie, deren sich niemand schämen darf. – Wenn Poesie unsere Aufmunterung, nicht unser Ziel, unser Mittel, nicht unser Zweck ist: o, dann verlohnt es der Mühe, ein Poet zu seyn – und Plato selbst war es, der bloß Asterpoeten des Landes verwies, das indeß auch nicht in rerum natura, sondern in der Poesie existirte. In einer poetischen Republik Poeten nicht dulden wollen, ist wahrlich[208] sonderbar! Adam und Eva im Paradiese befanden sich übrigens gar nicht in der Nothwendigkeit, zur Dichtkunst ihre Zuflucht zu nehmen: sie hatten beim lieben Gott eine offene Tafel, und alles, was sie nur dachten (es zum Wünschen kommen zu lassen, hatten sie nicht nöthig), stand vor ihnen. Auf anakreontische Anlockungen durfte es der verliebte Adam nicht stutzerisch anlegen. Eva liebte nicht sich, sondern ihn, so wie auch seine Liebe nicht aus Erkenntlichkeit, sondern aus Herzensneigung über alles ging – und so auch über ihn selbst! – Den Apfel, Vater Adam, hättest du nicht aus ihren Händen nehmen sollen, so lieblich sie ihn auch abgeschält hatte! – Poesie lehrt indeß, nicht bloß aufs Wort, sondern auch auf den Ton merken, und haben Gedanken allein auf den Ausdruck und nicht auch auf den Ton Einfluß? Gibt es nicht eine gewisse Aufgeblasenheit der Worte, die man Bauernstolz nennen könnte, welcher wahrlich die unerträglichste aller Stolzarten ist und selbst über den Stolz der Heiligkeit geht? Reden ist Kunst; recht Reden ist Natur. Wahre Ehrbegierde ist die Poesie bei unsern Handlungen und bei unsern Worten. Die höchste Sprache ist die, welche jeden Wortputz verschmähet, und keinen Ruhm wegen der Ausdrücke, sondern wegen der Gedanken, die in den Worten enthalten sind, sucht und findet. Man trachte nach Gedanken am ersten, und Worte und ihre Geberden, der Ton und alles andere wird uns zufallen von selbst. – Ich hätte sehr viel darum gegeben, den wirklichen Adam und auch die jungfräuliche Eva singreden oder redesingen zu hören. Singen ist die Musik des ledigen, Spielen die Musik des ehelichen Standes, in welchem man die Stimme verliert, man weiß nicht wie! Bei so manchem großen paradiestschen Verluste verlor das erste Paar auch seine Stimme. Jammer und Schade! – Was die Instrumentalmusik betrifft, so entstand sie nicht im Paradiese; Adam und Eva hatten vielmehr zu jener glücklichen Zeit ein Freibillet, das Sphärenconcert[209] zu besuchen, wenn sie wollten, und nur nach dem betrübten Sündenfalle ahmte der Mensch auf einer Rohrpfeife nach, was er so im Großen gehört hatte. Welch ein Abfall! vom Sphärenton zur Schäferflöte! So steht es mit dem Stande der Unschuld und dem Stande der Sünden in Rücksicht der Sing- und Dichtkunst aus. – Singen heißt: mit der Zunge dichten; und Instrumentalmusik heißt: Gesang lebloser Geschöpfe, welchen der Mensch die Singstimme gelöset hat. Was den Stand der Gnaden im alten Bunde anbetrifft, dem Se. Hochwürden in Gnaden gewogen sind, so war er nichts weiter, als eine Silhouette; dessen ungeachtet gab es in diesem Silhouetten-Gnadenstande – ganz vortreffliche Gesänge, z.B. den Lobgesang Mosis, das Lied, welches der Prophet Jesaias seinem Vetter von seinem Weinberge sang, den Lobgesang des Königs Hiskiä, als er wieder gesund geworden war. – Und was soll ich von dem Erzsänger, dem königlichen Propheten David, sagen, der, wenn gleich ahnenarm, doch sehr liederreich war! Auch wußte er wohl, was sich für einen singenden König schickt; keinem andern, als dem König aller Könige, dedicirte er seine Lieber. Er erlaubte sich kein anakreontisches verfängliches Stück, selbst nicht auf die Bathseba. Basilius meint, der heilige Geist habe sich Mühe gegeben, die ganze Bibel in Verse zu bringen, da er dem David die Psalmen diktirte. Was. den neuen Bund betrifft, so will es anscheinen, daß es darin eigentlich keine Dichtkunst, sondern Geist und Wahrheit gebe. In dem Munde des Stifters der christlichen Religion ist kein Betrug und selbst keine Dichtkunst (ein erlaubter Seelenbetrug) zu finden; und wenn er gleich kurz vor seinem letzten Leiden den Lobgesang, wohl zu merken, sprach, so war doch dieß ein Stück vom Osterlamm, das unser Herr aß, weil es Sitte im Lande war. Wer hat unter tausend und abermaltausend Behauptungen von seiner Person und Lehre die Angabe gewagt, daß er Dichter und[210] Dichtershelfershelfer, Musikus gewesen sey? Einwendungen? Gut! sie mögen sich hören, aber auch widerlegen lassen. Gibt es nicht Poesie en gros und en détail? Der starke Glaube, den der Stifter des Christenthums an Gott, und das Zutrauen, das er zu seinem Werke hatte, welches er im Namen Gottes begann – waren das nicht Beweise einer erhabenen Einbildungskraft, die seinen Geist stärkte und heiligte? Sein Kopf und sein Herz arbeiteten in großen Massen; so ins Große ging kein Weiser vor ihm. – Welche Menschenfreundlichkeit! Zu den Aufschlüssen, die er uns gab, ist ein bloßer Prosaist nicht im Stande. Seht! in Gott dem Herrn zeigte er uns mit Fingern den Vater. – Väter sind nicht für Hymnen, und nirgends sind Hymnen Kindern Gottes zur Pflicht gemacht: – das Gebet zwar, welches freilich eine Art von Poesie ist; doch beteten Menschen vor seiner Zeit. Und nimmt man Poesie in göttlich hohem Sinn – ist es dann der höchsten Vernunft selbst eine Schande, sich mit Poesie zu verbinden? Kann es der ganzen christlichen Lehre zum Vorwurf gereichen, wenn sie die Dichtkunst der Vernunft genannt wird? Diese Bemerkungen eröffnen von selbst ein Feld zur schönen Nutzanwendung. Alles in der Natur, außer dem Menschen, geht müßig, es sey denn, daß der Mensch es anstrengt; und dann arbeiten Ochse, Pferd und Esel nicht für sich, sondern für den Menschen; der Mensch allein ist der Arbeiter im Weinberge der Natur und der Sittlichkeit. An ihm kann man sehen, was Königen obliegt, wenn sie diesen Namen verdienen. – Der König der Erde, der Mensch, hat gewiß nicht Zeit, wenn er treu ist in seinem Berufe, sich mit brodlosen Künsten abzugeben, sich für Spottgeld, für Schandbote zu verkaufen, und über Klingklang seine Regierungsgeschäfte zu versäumen. Wer verlangt aber auch von ihm, daß er das Dichterhandwerk treibe? Es ist genug, daß er Dilettant sey. – Bei diesem Wegweiser wird der Mensch gerade so[211] viel wie die Dichtkunst gewinnen. Allerdings bleibt der Mensch der Nachschöpfer auf Gottes Erdboden; und wohl ihm, wenn er fleißig ist, in guten Werken zu trachten nach dem ewigen Leben! – Sein diesseitiges Leben soll nicht künstliche Irrungen, nicht unvorgesehene Begebenheiten, nicht verschlungene gordische Knoten und kunstreiche Auflösungen, selbst nicht pompreiche, mit Philosophie stark gewürzte Sentenzen, nicht Lippengrundsätze enthalten; eine lange einfache Handlung ist sein Wandel, der sicher und fest zum Ziele fortschreitet. – Das sind Werke in der moralischen Welt, in der unsichtbaren Kirche, in Jerusalem, welches, mit Ew. Hochwürden Erlaubniß, nicht von Menschenhänden gemacht ist. Wer kann zum moralischen Erdenchaos sprechen: Es werde Licht! – Vorbehalten ist es dem Menschen, vermittelst des Lichtes der Vernunft die sechs Tagwerke allmählig hervorzubringen, bis der Sabbath einbricht, der Tag der Ruhe! Das tausendjährige Reich – der Zustand, da Engel und Menschen sich wechselweise besuchen werden. Eva, wären wir da! Seelenweide! Herzensfreude! Himmlisch Manna! Halleluja, Hosianna!


† †


Hosianna, rief die Ritterin auf, ohne daß ein Blitz zu sehen, ein Knall zu hören war, und eine Fluch-oder Gnadenthür sich aufthat. Der Ritter reichte ihr aus Beifall die Hand. – A B C wiederholte das mütterliche Hosianna. – Und gilt dieß etwa dem unvorgreiflichen Vorschlage des zu Gebet, Gesang und Dienst verbundensten Dieners? Nimmermehr! Die Ritterin fühlte seine Weitschweifigkeit so gut, wie wir. Dem Gastvetter galt es, der durch so manche gute und böse Gerüchte in Rosenthal gegangen war; ihm und seiner Behauptung:
[212]

»Daß Poeten das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit in den Anfang der Welt, Philosophen dagegen es in die späteste Zukunft setzen.«


Dieß Thema gab Gelegenheit zum Streit und Widerstreit, wodurch das Dreiblatt einer Familie begeistert ward, das wahrlich Genossen des Reiches Gottes zu seyn verdiente! Ganz ungezwungen kam die Ritterin zu ein paar Geschichten, die ihr auf dem Herzen lagen, und die den Namen Hosianna-Geschichtchen erhielten. – Sie hatte unter vielerlei Armen (in ihrem Rittersitze waren keine) auch eine Klasse, die vierteljährlich nach Rosenthal wallfahrtete, um ihre Pensionen abzuholen. Arme dieser Klasse kamen beständig zu Zwölfen; und diese Apostelzahl geleitete sich unter einander, und ward, außer der Mitgabe, in Rosenthal vierundzwanzig Stunden reichlich bewirthet. – Nie versäumte es die Ritterin, mit diesen Zwölfen zu Tische zu sitzen. Sie nannte sie ihre Schildereiensammlug, und kein Maler der alten und neuen Zeit hat solche Gruppen dargestellt; wahrlich keiner! Heute aber verlangte Eine dieser Zwölf geheime Unterredung.»Haben Sie Dank, gnädige Frau,« fing sie an, als sie mit der Ritterin allein war, »für Ihre Güte; und wenn ich gleich von dem Ihrigen nehmen muß, um es Ihnen zu geben, so freu' ich mich doch, daß diese Stunde kam, und ich wenigstens auf diese Art geben kann. – Ich theilte den Jahrgehalt, den Sie mir bewilligten, mit einer unglücklichen Mutter, die drei Meilen von mir lebt, und die nur das Unglück mit mir verband. – Ein heiliges Band! Sonst sind wir nicht Verwandte. Diese Mutter ist glücklich geworden und bedarf meiner Theilung nicht mehr.« – Edles Weib! sagte die Ritterin, und verstummte. – Nur erst nach einigen Minuten war sie im Stande, sich nach der Veränderung des Unglücks in Glück zu erkundigen. Der edlen Ritterin fiel die Legende vom ungebornen Unglücklichen ein, welcher sich aus einem Glücklichen in einen[213] Unglücklichen verwandelte: ein Fall, der sich öfter ereignet! Aus dem Zuge, daß es eine Mutter betraf, glaubte die Ritterin sicher abnehmen zu können, die Kinder hätten die Mutter unglücklich gemacht, und der Tod, der Armen und Unglücklichen natürlicher Vormund, wäre auch hier der Beförderer zu dem Glücke der Mutter geworden. Nicht also. Die Mutter hatte einen kranken Sohn, den sie schon einige Jahre auf dem Bette wartete und pflegte, und diesen hatte sie verkauft! – Verkauft? fuhr die Ritterin auf. – Zum Glück verkauft, erwiederte die Eine von den Zwölfen! – Die Mutter, setzte sie hinzu, hielt den Käufer für einen Arzt, obgleich seine Physiognomie ihr gütiger vorkam, als viele dergleichen Herren mit glühenden Zangen und Menschenfleischmessern sie zu haben pflegen. Er gab ihr dreißig Thaler; und was konnte das arme Weib sich anders vorstellen, als daß der Käufer eine Medicinprobe mit diesem Unglücklichen machen würde? – Da sie indeß überzeugt war, daß der abgezehrte, völlig entnervte Körper ihres Sohnes keine Probe auszuhalten im Stande wäre, so glaubte sie einen vortrefflichen Handel gemacht zu haben, den ihr der liebe Gott verzeihen würde, und gewiß auch verziehen hat. Der kranke Sohn willigte nicht etwa bloß in diesen Kauf ein, sondern verlangte ihn durchaus. Er empfand, wie schwer er seiner Mutter fiel. – Die Vorstellung, der Käufer könne nichts anders als ein Arzt seyn, brachte die Mutter noch auf die einzige Bedingung, daß ihr Sohn nach seinem Ableben in keinem Anatomiehause aufgestellt werden möchte. Unbedenklich ging der Käufer diese Bedingung ein. Nicht nur die halbe Pension, sondern auch diese dreißig Reichsthaler hat sie dazu anwenden müssen, die Arzneien und die Aerzte für ihren Sohn bis zu diesem Kauf- und Verkaufscontract zu berichtigen. – (Daher der Groll wider Aerzte, unter denen es gewiß gute Menschen gibt!) Ein Zettel, den der Käufer dem Schulmeister behändigte, diente zum[214] Wegweiser, von dem Schicksale des Kranken Nachricht einzuziehen. Dieser Zettel war der Mutter nur wegen des Anatomiehauses von Erheblichkeit. Der Wegweiser indeß zeigte nicht geradezu, sondern durch unglaubliche Umwege: der Käufer wollte unbekannt bleiben. – Durch treue Kur und Wartung genas der Kranke in drei Monaten, ist gesund wie ein Fisch und in den Gütern des Käufers! – »Wie? dieser Unmensch kaufte sich einen Unterthan? – erhandelte ihn so wohlfeil, weil er vielleicht sein Uebel besser kannte, um ihn und seine Nachkommen zu Sklaven zu erniedrigen?« – Gnädige Frau, der Jüngling bestand darauf, Unterthan zu seyn. Ich bin bezahlt, sagte er; und in der That, wenn je ein Mann Unterthanen zu haben verdiente, so sind Sie es, sagte er zu seinem Käufer. Nichts! der Käufer schlug es aus – und der junge Mensch arbeitet als Freier, und ist jetzt schon im Stande, seine Mutter nicht nur zu unterstützen, sondern wird sie noch in diesem Jahre sammt ihrer Familie zu sich nehmen, sobald er durch seine Braut Louise Selbsteigenthümer eines schönen Freigutes geworden ist!

Ihr habt mich bewegt, gutes Weib, sagte die Ritterin! Ich habe mich gröblich an dem edlen Manne versündigt. – Das gewöhnliche Loos edler Männer, an denen man sich gemeiniglich versündigt, wenn dagegen Unedle die Kunst verstehen, ihre Handlungen auszustaffiren! – Nicht wahr, Mutter, der Kauf hat etwas Befremdendes? – Freilich, gnädige Frau, ist dem braven Herrn auch in unserer Gegend viel zu viel geschehen, besonders weil er es bei diesem Kauf nicht bewenden ließ. – Nicht? – Er kaufte noch einem Dorfrichter einen Dieb für 100 Thaler ab. – Dieser Unglückliche war in der Untersuchung, als der Käufer durchreiste. Der Dorfrichter hat die Meinung, daß ein Diebstahl, wenn er ersetzt ist, mit Strafe übersehen werden könne. Sehr unrecht! Ist der Diebstahl aber aus Noth begangen, so mag es wohl so unrecht[215] nicht seyn. – Wer das Verbrechen hindert, sagte die Ritterin, thut dem Lande Gutes (und mir sey es erlaubt, hinzuzusetzen, daß ein John Howard, der in dieser Absicht reiset, noch zu wünschen ist). Es sey! Dieser Dieb hieß ein Umtreiber, weil er neun Meilen im Umkreise nicht zu Hause gehörte. Der Käufer bezahlte 100 Thaler, und dieser Dieb hat, heißt es, für seinen Vater gestohlen, um ihn aus dem Gefängnisse zu befreien, worin er dieser Schuld halber schmachtete. Der gütige Herr wollte, nachdem er die Umstände vernahm, den Dieb auf der Stelle entlassen; allein der Dieb war viel zu ehrlich, um sich mit diesem Lobspruche zu begnügen. Seine Absicht, es ganz abzuarbeiten, hat er nicht erfüllt. Seines Vaters Schwester ward durch den Käufer bequemt, sich ihres Bruders anzunehmen; und diese durch Mißverständnisse entzweite Familie lebt jetzt einmüthig bei einander; ein Lebensglück, wozu die guten Menschen nicht gekommen wären, wenn der Vater nicht im Gefängnisse geschmachtet, der Sohn nicht gestohlen, der Richter nicht verkauft und der edle Mann nicht gekauft hätte! – Der beglückte Menschenkauf-und Handelsmann wird jetzt von der ganzen Familie gesegnet. Wenn er doch alle Gefängnisse und alle Hospitäler abkaufte! – Wer es ist! Der Wegweiser zeigte nicht geradezu, sondern durch unglaubliche Umwege; und wie viele Kreuz- und Querzüge müßt' ich machen, wenn ich in Gegenwart meiner Leser mir die Mühe geben wollte, ihm so nachzuspüren, wie die Ritterin, die hier ihr Herz im Spiegel sah! Mit einem Worte, es ist der Gastvetter!

Der Ritter hatte Thränen in den Augen; der Ritterin entfielen sie. Unser Held sah beide an. Er verstand zu fühlen, was diese Thränen bedeuteten; doch weinte er nicht.

Nach dieser Herzstärkung wollen wir die Vorlesung fortsetzen. Bei jener laßt uns wünschen: Erhalt' uns Herr bei guter That! – Wahrlich es verlohnt, bei dem Reiche Gottes und[216] seiner Gerechtigkeit, des Gastvetters zu denken, der keine Handlung auf Subscription that oder Lob sich pränumeriren ließ. – Wer von Dankbarkeit leben wollte – würde der überhaupt nicht Hungers sterben?

Erhalt' uns Herr bei guter That!


† †


Finden sich irgendwo Spuren, daß die Jünger des Stifters des Christenthums und seine Apostel instrumental- und vocalmusikalisch gewesen sind? Schwerlich! Doch, ward nicht Geist Gottes über sie ausgegossen? wurden sie nicht begeistert? war ihr Pfingsttagsentschluß voll des heiligen Geistes prosaisch? Man vergesse nicht, daß es eine Poesie im göttlich hohen Sinne gibt. Plinius in seiner Apologie des ersten Christenthums bekundet blindheidnisch, daß die Christen an gewissen Tagen Christo zu Ehren gesungen hätten! Zugegeben; allein warum? Um im Handeln ihm Ehre zu machen, und sich aufzufordern, den Willen dessen zu thun, der ihn gesandt hatte.

Beispiele sind stärker als Worte; und gibt es nicht hohe poetische Thaten, denen das Feuer der Einbildungskraft so wenig entgegen ist, daß es vielmehr eine dergleichen Geistes- und Herzensstimmung bewirkt? Was ist blendender Wortglanz gegen edle That? Durch sie wird man erschüttert, überwältigt und lebendig überzeugt. Der Muth und der Trost der Nothwendigkeit, welcher Seelen von Inhalt und Nachdruck eigen ist – was hat der nicht ausgerichtet, wie viele bewunderungswürdige Märtyrer gezogen! Nicht immer, nicht von jedem werden diese Thatenepopeen gefordert! – Doch kommt es im neuen Bunde durchaus auf moralische Sinnesveränderung an; und wenn gleich diese allerdings[217] durch kalt vorgetragene Grundsätze angefangen wird, so gibt es doch Fälle, wo wir die Nachhülfe der Einbildungskraft und Glaubensstärkung bedürfen, um sie zu vollenden und sie in Werken darzustellen. Man sage nicht, Dichtkunst sey Heuchelei. Heißt, sich gut ankleiden, heucheln? und ist Dichtkunst mehr oder weniger, als Versinnlichung, als Menschwerdung der Grundsätze der Seele? mehr als Darstellung des inneren Menschen – des Geistes, der in uns ist, ohne welchen keine Handlung verstanden und beurtheilt werden kann? Ein reines Herz und reine Gesinnungen adeln unser Thun, und weisen ihm seine Klasse an; – – und kommt man durch Gesang und durch die Verbindung des Tons, des Textes und der Melodie nicht zu jener christlichen Harmonie, zu jener Bruder- und Schwesterliebe, vermittelst deren man nur Ein Herz und Eine Seele ist? Gott helfe uns zu seinem Reiche, wo alles uns gefällt, ohne daß wir wie jetzt durch verderbliche Lottos entkräftet werden, und auch beim höchsten Loose, wegen der vorigen vielen Verluste, arm bleiben! – Thorheit vereinigt oft die, welche durch Gesinnungen getrennt waren; der Gesang stimmt Menschen zu einerlei Gesinnungen. – Was in der Krankheit frische Luft bewirkt, das leistet der sanfte Hauch der edelsten Empfindungen bei verstimmten Gemüthern. – Recht und Gerechtigkeit übt man hier nicht nach Anleitung des finstern abschreckenden Gesetzbuches, sondern nach dem Evangelio der Vorstellung, daß kein Mensch ganz böse sey, ob er gleich auch nicht ganz gut zu seyn die Ehre hat. Was Billigkeit ist, dieß große Problem läßt sich, scheint es mir, nur durch Poesie auflösen. – Gesang sollte bloß negativen Vortheil bringen, und den nicht befriedigen, der auf etwas Positives ausgeht? Mit nichten! – Sprich, und du bist mein Mitmensch. Singe, und wir sind Brüder und Schwestern!

Ob der Gastvetter Gesang liebt, fragte die Ritterin den Ritter. Ich glaube nicht, erwiederte dieser. Wer handelt, singt nicht. –[218] Nicht doch, guter Ritter, singen die Neufranken nicht eben so viel, wie die alten? Freilich andere Lieder!

Das wäre ein Wort ins Kreuz; jetzt noch eins in die Quer.

Der Gesang, sagt ein großes Kirchenlicht, der Gesang macht mit den Engeln Allianz; der Teufel, der Drache, die Schlange weicht, wenn gesungen wird. Ein Lied hilft arbeiten, und ist die beste Gesellschaft in der Einsamkeit; es versöhnt unsern Schutzgeist, wenn wir ihn durch eine Thorheit böse machten, und wenn er schon den Hut genommen hat, um wegzugehen, bleibt er doch, und setzt sich wohl gar nieder. Der Gesang ist der Schwur der Bruderliebe, des Menschenhundes; – ist Opfersprache; – man hört nur Eine Stimme, wenn Takt gehalten wird. – Er ist eine Morgen- und Abenddämmerung, wo es weder zu hell, noch zu dunkel ist. – Man wird durch den Inhalt eines Liedes allmählig besponnen, würd' ich sagen, wenn man nicht hierbei an die Spinne denken müßte. So geht es mit den besten Vergleichungen! sie sind muthigen Pferden ähnlich, die, ehe man's denkt, den stolzirenden Reiter zu Gottes Erdboden werfen. – Ein Lied bringt Thränen und trocknet sie. – Es ist ein Rauchwerk, das die Wolken theilt und zum Herrn dringt ungemeldet. – Die meisten Gedanken der Menschen – sind sie nicht in dunkle Farben gekleidet? Wir Geistlichen ziehen ihnen nicht selten eine Reverende, einen langen schwarzen Rock an, wo nur ein kleiner weißer Flick angebracht ist. – Spendet die Poesie nicht die besten, schönsten, angemessensten Kleider? – Geistig sind sie, und weit leichter, als die Gewänder, welche die Alten ihren Göttinnen umwarfen. – Will man wissen, wie der Dichter sich vom Mathematiker und Philosophen unterscheide? Zu dienen. Der Mathematiker ist ein Götzendiener; gleich hat er eine Figur, die er sieht und anbetet: – ein goldenes Kalb, würden Spötter sagen; was sagen aber die nicht alles! Nichtspötter würden erwägen, daß ein Mathematiker seiner Figuren[219] halber beneidet zu werden verdient, weil er vermittelst ihrer selten vergißt was er einmal weiß. Er hat sein Geländer, woran er sich hält. Körperlich ist er, der Dichter geistig; – er sieht Geister, er schafft sich Heerschaaren. – Selbst wer ihn liest, wird begeistert, obgleich freilich nicht aus jedem Holze seiner Leser ein Merkur und aus jedem Golde seiner Leserinnen ein Trauring Luthers wird. Der eigentliche Philosoph hält sich weder an Körper noch an Geister, hört und sieht nichts als sich selbst und ist gemeiniglich so verrathen und verkauft, so verlassen wie ein Einsiedler, der nicht von einer Stelle kommt, der sich selbst schlägt, sich mit sich selbst verträgt – und hinten und vorn, im Audienz-, im Wohn- und Schlafstübchen überall nichts als ein vervielfältigtes Ich hat. Der Philosoph theilt seinem System seinen Namen mit, und tauft seine Glocke; der Dichter thut Verzicht auf diese eigene Ehre. Hatte doch, denkt er, Christophorus Columbus das Glück nicht, daß sein entdeckter Erdtheil Columba hieß! In einer Nothtaufe (mit Ewr. Hochwürden gefälligster Erlaubniß) erhielt dieser Erdtheil den Namen Amerika nach dem Vespucius Amerikus. Haben wir eine Homerische Poesie, ob man gleich im Scherz eine Pindarische, eine Horazische Ode sagt, um den, der sie ge macht hat, zum Sklaven des Pindar und Horaz, höchstens zu ihren Freigelassenen, zu erheben oder zu erniedrigen? Man sagt, die Philosophie könne oft zur Krankheit ausarten; und dazu ist kein probateres Mittel als Poesie. – Recipe, das Uebersinnliche den Sinnen wenigstens näher zu bringen; und dieß ist der Beruf des Dichters. Ein Philosoph will der Seelenmann seyn; aber macht er ihn nicht oft bloß? Er ist die lustige Person auf dem Engelstheater, bei aller Ehrbarkeit, die er sich beizulegen pflegt. Der Dichter, ein höherer Chemicus der Seelen, verwandelt die tiefste, abstracteste Philosophie in die Sprache des gemeinen Lebens. Durch diese höhere Seelenchemie findet der Dichter zuweilen den Stein[220] der Weisen, den die Philosophie immer sucht. Nie wird er aus seiner gebückten Stellung herauskommen, und singen und springen, oder sich nur gerade halten, welches doch der Vorzug des Menschen ist! – In der ächten Poesie gelüsten freilich zuweilen Empfindungen und Gedanken gegen einander, und dieser Wettstreit, der den Streit in uns zwischen Geist und Fleisch, zwischen Verstand und Willen ziemlich abbildet, macht die Poesie zu einer so menschlichen Sache, daß man mit Wahrheit sagen könnte, der Mensch sey im Gedicht getroffen. Getroffen! und wer wird sein eigenes Fleisch hassen? wer wird sich selbst verläugnen? – – Doch, nicht nur uns selbst brachte die Dichtkunst uns näher, sondern auch dem Unerforschlichen, mit dem der Mensch vermittelst seines Geistes verwandt ist! – Der Dichtkunst haben wir diese Entdeckung zu danken. Gottesdienst entstand nicht eher, als da der Kram der Ehrenbezeugungen unter den Menschen anfing; bis dahin war Gott Vater, Andacht hohes Andenken an ihn, und die Folge davon Ergebung und Anhänglichkeit an diesen unsichtbaren Vater. – Wieviel Stoff beut sich hier zu einer Dichter-Theodicee dar! Doch versteht die Dichtkunst zu verstummen. – Wahrlich eine große Kunst!

(Hier lächelte die Ritterin, der Ritter gleichfalls. – Schwerlich wird man um die Antwort bei der Frage warum? verlegen seyn. – Man las weiter wie folgt.)

Aus diesem allen beantwortet sich die gegebene Frage von selbst: ob nämlich der Papst aus der zweiten Reihe des herrlichen Liedes:


Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort,

Und steur' des Pspst's und Türken Mord!


wegbleiben und dieses Lutherische Meisterstück in dieser Zeile verändert oder wohl gar verbessert werden könne? Der Subordination unbeschadet, die mir gegen Luthern, diesen Paulum post Paulum[221] beiwohnt, der dem Petro sine Petro so manches böse Stündlein machte, wird es mir erlaubt seyn, mein Herz auszuschütten, wobe das auserwählte Reformationsrüstzeug gewiß nichts einbüßen soll. Wie viel könnte man aus dem thätigen Leben Luthers ausheben, was ein Lob- und Danklied für so vieles Heil verdiente, das er uns erwies! – Aus diesem vielen nur blutwenig. – Luther erblickte das Licht der Welt, in der er kein kleines Licht werden sollte, zu Eisleben; eigentlich stammt er aus Möra unweit Salzungen. Alles, was groß werden soll, kommt unterwegs – und unerwartet zur Welt; – recht als ob es nicht länger verschlossen bleiben könnte; es will Licht sehen. Vivit war Luthers Losung; und kann es nicht auch von jedem seiner Worte und Werke heißen: vivit, es lebt? Er wollte Jura studiren; da aber der Blitz ihm einen seiner guten Freunde beim Spazierengehen von der Seite schlug, so ward aus einem schnaubenden Saulus ein Apostel Paulus. Den gradum Doctoris nahm er von dem gelehrten, sogenannten UBCdario Andrea Bodensteinio Carolstadio an – (bei dieser Gelegenheit mache ich dem jungen Herrn meine tiefe Verbeugung) und starb – nach Art großer Männer, die nach vielem Hin- und Herreisen gemeiniglich da, wo sie geboren worden, ihr Leben schließen – zu Eisleben. – Tout comme chez nous. Ehe ich indeß in diesen Schlaftrunk von Abhandlung, wie Luther nach Eisleben, heimkehre, sey mir die Bemerkung ad rhombum erlaubt, daß Dr. Luther einen guten Alt gesungen hat. In diesem Alt sang er, wenn der Papst ihn bannte und gar übel plagte:


Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort,

Und steur' des Papst's und Türken Mord!


Wahrlich ein Lied im Alt zu singen! Doch was bleibt ohne Tadel? – Unter vielen gelehrten Kletten, die sich an dieses Ehrenlied setzten, gehört auch die Fragklette: ob dieß Lied nicht den Religionsfrieden[222] störe? Ich würde in meiner Einfalt fragen, ob der Papst (den Türken noch bei Seite) ein Erbfeind sey? und ob, wenn er es ist, man seinen Erbfeinden fluchen könne? Hier unsers Orts hat der Papst sich einen Gevatterstand gefallen lassen. – Freilich läßt sich über diesen Gevatterstand so viel wie über diese Erbfeindschaft sagen, und um eins von diesem vielen zu bemerken: es läßt sich hier noch mehr denken. – Oft spricht man ein gerechtes Urtheil so stark aus, daß es unrecht wird. Wenn man Schuldigen mit einer Art von Wuth begegnet – wer kann sich entbrechen, sie für unschuldig zu halten? Eine ungestüme Tätigkeit bringt alles gerades Wegs in Unthätigkeit, und sind Epikur und Epikuräer nicht ebenso weit von einander entfernt, wie Papst und Päpstler, wie Luther und Lutheraner? Auch war der Papst zu Luthers Zeiten ein weit wunderlicherer Heiliger, als ein Papst unserer Zeit. Umstände ändern die Sache. Ich verarge Luthern so wenig den Papst in seinem Liede: Erhalt' uns Herr etc., als ich ihm die Grabschrift übel deute, die er sich selbst setzte:


Pestis eram vivus, moriens ero mors tua, Papa!


Luther lebt in ihr! vivit! – Zerrinnt gewöhnlich alles nach dem Ableben des Eroberers, was er in seinem Leben mit Feuer und Schwert gewann; hält die Nath nur selten, wodurch dergleichen gewaltige Schneider vor dem Herrn Provinzen aneinander heften, so wirken ächte Arbeiter im Reiche Gottes noch mehr als in ihrem Leben; sie stehen auf von den Todten, Hallelujah! – Blieb Luthers Grabschrift eine unerfüllte Weissagung? Und wem widersetzt sich Luther in unserm Textliede? Leibeigenen oder Feinden des Christenthums? Ist es endlich wirklich Unheil, das unser Sänger über sie ausschüttet? – Ich find' es nicht.


Und stürz' sie in die Grub' hinein,

Die sie machen den Christen dein!
[223]

Das läßt sich hören! Sie sind ihre selbsteigenen Todtengräber. Darf ich hier einen Ausfall auf Lutherische Päpste wagen? Gibt es nicht im Lutherthum Bauchpfaffen, die ihren Champagner trinken, während andere ihrer Collegen sich Glück wünschen, wenn beim hohen Kirchenpatron die Ermahnung Pauli erfüllt wird: trink ein wenig Weins deines schwachen Magens halber? Dieses Wenig wird an Sessionstagen in dem neuen Jerusalem in Viel verwandelt und es ist an mir erfüllt worden, was geschrieben steht: Ei du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenig treu gewesen, ich will dich über viel setzen; – gehe ein und so weiter. – Die fetten Kühe helfen den magern zusehends aus! Consistorialräthe, General- und Specialsuperintendenten und wie dieß stolze Volk weiter heißt, kitzelt seinen Gaumen und ehrt Gott mit seinen Lippen; doch ist sein Herz, das seinen Sitz im Magen hat, fern von ihm! Es ist an ihm, nach der Typik jenes Witzlings, erfüllt, was das Vorbild der Schlange besagt, die verflucht ward – auf dem Bauche zu gehen ihr Lebenlang. – Wider diese Baalspfaffen, die auf Mosis Stühlen sitzen, Schwert des Herrn und Gideon! stürz' sie in die Grub' hinein! – – –

Die Rangliste, welche in unserm Singtexte beobachtet wird – ist sie etwa poetische Licenz oder ein Sylbenmaßzwang? Mit nichten! dem geistlichen Stande eignet und gebührt auch beim Morde die Ehre. – Zwar glaub' ich, daß Se. Heiligkeit cum reservatione reservandorum, sobald von öffentlichen Mordfällen die Rede ist, es so genau nicht genommen haben würde, dem türkischen Kaiser die rechte Hand und die Evangelienseite abzutreten, indem der erste in der Grube (bei der ihm nicht abzustreitenden Ehre der erste zu seyn) doch schlechter daran ist als der, welcher über ihn fällt. – Nach einer bebrauchten Juristenregel ist gegen den zu sprechen, durch dessen Schuld die Sprache im Vortrage nicht deutlich genug ausfiel. – Mord! die Herren Juristen, von[224] denen weder ex notorietate noch testandibus actis hervorgeht, daß sie gute Christen sind, eignen sich die Kenntniß von Mord und Todtschlag privative zu! Warum nicht gar! wenn die guten Herren nur die Bibel zur Hand nehmen wollten, wie so manches könnten sie über Mord und Todtschlag lernen, worüber in ihren Gesetzbüchern ein altum silentium herrscht! Gibt es nicht groben und feinen Todtschlag, und tritt nicht diese Eintheilung auch beim Morde ein? Denken die eingeschränkten, kraftlosen Gesetzsuppen an den schönen Mord für die Ehre Gottes und des Vaterlandes? an die gesegneten heiligen Kriege, wo Zehntausend fallen zur Rechten und Zehntausend zur Linken? wo derjenige, der am besten würgt, der größte, nicht im Himmelreich, sondern auf Erden ist und (nach der Kleiderordnung der Zahnärzte, die sich mit ihren ausgewürgten Zähnen behängen) ein Band erhält, welches nur dann den Mann ziert, wenn das Kleid in Menschenblut gefärbt ist, wie das Kleid Josephs, das seine Brüder in Bocksblut tauchten? Die Frage: »Kann der Gott lieben, den er nicht sieht, der ganze Schaaren seiner Brüder hinrichtet, die er sieht?« verdient die eine Antwort? – Nie in der Welt macht der Pluralis einen solchen Unterschied gegen den Singularis, wie hier! Das Angstgeschrei der Wittwen ist den Herren Kriegsknechten ein Allegro; die Thränen der verwaisten Töchter ein Herz erquickendes Andante; Blitz und Donner ist ihnen angenehmer, als die segnende Sonne; mit Pestilenz, ansteckenden Seuchen, Feuers-, Wassers-, Hungers- und aller möglichen Noth leben sie in Gemeinschaft der Güter; sie theilen ihre Siegeszeichen mit diesen ihren Spießgesellen und Amtsbrüdern. Wenn einer todtgeschlagen wird, ist es Mord; wenn Zehntausend durch das Schwert fallen, ist es Heldenthat. Der Mörder eines Menschen wird auf einem schimpflichen Karren zur Schädelstätte geführt; der Held, der Zehntausend hinrichtet, wird in einem Triumphwagen, den Brüder der Erschlagenen ziehen, eingeholt! –[225] und die Töchter des Landes singen: Saul hat Tausend, David Zehntausend geschlagen. Nach eingeschränkten Privatgesetzen würde man Helden sammt ihren Spießgesellen: Mörder und ihre Lager Mördergruben nennen können, und doch gelüstete im alten Bunde Engel, dieß Menschenschachspiel nicht etwa als Volontärs anzusehen, sondern selbst Hand ans Werk zu legen, und in stiller Nacht Tausende hinzurichten. Der Unterschied, wenn man sich allein auf seine eigene Hand betrinkt, und wenn es in Gesellschaft ehrenvoll geschieht, erläutert einigermaßen die Sache. Dieß simile auf Menschenblut angewendet hinkt zwar, doch erträglich: der letzte ist Feldherr, der erste Mörder! –

Was sagt ihr Herren Juristen, ihr Mordhöker, zu diesen Genies, die ins Große arbeiten? und was zu Seelen-, zu Gewissensmorden, wenn man einem den Glauben so an die Kehle setzt, daß er entweder sogleich das Gewehr der Vernunft strecken und sich auf Gnade und Ungade zum Gefangenen ergeben oder aber eines langsamen Seelentodes sterben muß? Könnte dieser Glaube nicht in besonderem Sinn ein gewaltiger Glaube heißen? – Man gibt den Irrgläubigen Gift, das nicht wie der Tarantelstich aufs Hüpfen und Springen wirkt, sondern Leib und Seele zerschneidet; doch, versteht sich, um Gottes willen, damit diese Leute im Feuerofen unerwünschte Gelegenheit haben, vorschriftsmäßig und auf die rechte Art Gott zu loben. Wird dieser Mord im Großen minder getrieben als in Kriegen? Ach! auf diesem Schlachtfelde büßt man noch mehr ein als Leben: – Verstand und Willen, Gewissen und Freiheit! doch alles von Rechtswegen. Wie aber? gibt es nicht bei gerechten auch ungerechte Kriege? Allerdings! Freilich sind sie schwer zu unterscheiden; doch mag man sich die goldne Regel merken, daß Kriege, die wir von Gottes Gnaden führen, gerecht, dagegen die, welche andere von Gottes Gnaden führen, ungerecht sind. Von den ungerechten singt Luther in unserm Text[226] ob er aber Seelen- oder Leibeskriege oder, was mir am glaublichsten vorkommt, beide zusammen meine, scheint problematisch. Problematisch? Wie? redet Luther nicht von den Leib-und Seelengroßen der Erde? vom Papst und Türken? – und sollt' er sich nicht den Mordgipfel, das Mordideal gedacht haben? Ich glaube.

Soll ich diese Strophe auf Prosa reduciren oder übersetzen? Ehrlich währt am längsten. Luther singt, als wollt' er sagen: Erhalt' uns, Herr, bei der menschenfreundlichen, liebevollen Lehre, und steure allen Tyranneien, die ihr so gerade entgegenwirken! Wenn gleich der Reim und der Zorn oft thun, was nicht recht ist, so sind doch Mord und Wort poetisch verwandt und prosaisch verschwägert. Doch warum weitere Ausholung? Nicht wahr, man könnte dem Freilingshausischen und andern Gesangbüchern nachsingen:


Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort,

Und steur' der Feinde Christi Mord?


Wer es ist, oder seyn mag, ob türkischer oder christlicher Türke, ob päpstlicher oder lutherischer Papst – der schlage zöllnerisch an sein Herz: Gott sey mir Sünder gnädig! Schlecht für ihn; gut für das Lied und den Dr. Martin Luther! Das Lied schlägt auf den Sack und meint den Müller. Ob ich nun gleich dem Worte Türk in meiner Abhandlung bis jetzt so wohlbedächtig als glücklich auszuweichen gesucht habe, so ist doch auch diesem Hauptworte, dieser Blume des Textes, der vorzüglichste Honig abgesogen. Hab' ich nicht die Ehre, die hohen antipathetischen Gesinnungen Sr. Hochwürden Gnaden gegen alles, was Türk ist und heißt, zu kennen? Doch ganz kann ich den Türken nicht übergehen. Gewiß würde unser hohes Präsidium, wenn Mahomet in der Hölle und der Qual Hochdasselbe um einen Tropfen Wasser bäte, seine Zunge zu kühlen, diesen Volksverführer nicht Sohn nennen, wie Abraham den reichen Mann als Israeliten. Indeß, Hundert gegen Eins![227] Wasser schlüge unser Chef dem Mahomet nicht ab, selbst Wein nicht, wenn ihm, zur Strafe, daß er diese herzerfreuende Gabe Gottes so schnöde verachtete, die Weinwehen, anwandeln sollten. – Dort ist kein Grab Christi, das der Höllenhund Mahomet bewachen und bebellen kann! Johann Feinler, dieser gelehrte Glockengießer, macht unser Lied bloß zur geistlichen Türkenglocke, die nicht oft genug in der Christenheit gezogen werden kann. Ach! Frevler, die schon so viele Ehrfurcht gegen das Grab ihres Lügenpropheten beweisen, daß sie ihm zu Ehren, wenn sie beten, ihr Gesicht gen Mittag kehren, und mit großer Andacht nach Mekka wallfahrten; sie, bei denen schon das Grab des Ali, des Schülers Mahomets, so hoch am Brette ist, daß die persischen Könige auf demselben das Schwert empfangen; ach! diese Frevler besitzen, trotz so vielen streitbaren Rittern, das Grab Christi! – Elender Staat, wo der Mufti und Großvezier dem Strange viel näher sind, als ich einer Superintendentenstelle! – Elende Religion, die aus der heidnischen, jüdischen, griechischen und christlichen zusammengesetzt ist und viererlei sich anschreiende Farben in sich faßt! Viele Köche! – Das unangenehmste von allem ist, daß der Sultan ein Kreuz mit seinen Beinen macht, wenn er sitzt, welches überhaupt türkische Manier ist. Daß du gekreuzigt würdest, du Schwarzkünstler, der du das Kreuz, das christliche Ritter tragen, mit deinen unheiligen Beinen schlägst und so gröblich und ungezogen in die Rechte des Papstes greifst, dem es auf den Pantoffeln zu tragen erlaubt ist! – Unser hohe Chef hat sich durch seine ehrenvolle Mütze vom türkischen Turban entfernt; und was meine Federmütze betrifft, die von einem dergleichen türkischen Unwesen einige Aehnlichkeit hatte, so ist sie mit wahrer Herzensbeistimmung dem hohen Rath in Jerusalem aufgeopfert, dem zu Ehren ich denn auch endlich die Steine des Anstoßes der gegenwärtigen Abhandlung, falls man nicht bei dem Freilingshausischen Gesangbuche bleiben wolle, so legen würde:
[228]

und steur' der Türken List und Mord;


oder


verhüte, Herr, der Türken Mord!


welches auszuwählen ich dem geneigten Sänger überlasse, herzinniglich wünschend, daß das Grab Christi, welches das Unglück hatte, schon in der ersten Nacht von Heiden bewacht zu werden, endlich in christliche Hände kommen möge, wozu der Himmel die gesegneten Anstalten der Grabesritter segnen und sie mit Muth und Macht ausrüsten wolle für und für! – Die Türken, denen ich nicht wünschen kann, dereinst zur Linken zu stehen, da die linke Hand aus List und Naseweisheit bei ihnen obenan ist, mögen in Zeiten bedenken, was zu ihrem Frieden dient! Denn mir (um aufrichtig zu reden) sollen sie im Himmel nicht im Wege seyn, wo wir nicht mehr singen werden:


Erhalt' uns, Herr, bei deinem Wort!


Amen! –


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 1, Leipzig 1860, S. 203-229.
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