§. 126.


Ordensrescript

[135] sie unterbrach, das freilich mehr, allein nicht alle Nebel zerstreute. Der Inhalt? Die Vorgänge zwischen Seelsorger und Begleiter wären die eigentlichen Prüfungen, welche letzterer als dienender Bruder des Ordens übernehmen müssen, und von jetzt an sey der Ritter berechtigt, ihm ohne Rücksicht alles mitzutheilen, was er selbst erlitten hätte, wenn der Begleiter den beigelegten Eid abgelegt haben würde. Wegen einiger zu weit getriebener Umstände wäre der Seelsorger brüderlich verwiesen. Die Instruction, welche der Begleiter vergraben, erfolge zwar unerbrochen; indeß enthalte der beigelegte Zettel den wörtlichen Inhalt, zum Beweise, daß der Orden weder List noch Gewaltsmaschinen nöthig habe, um hinter Geheimnisse zu kommen. Dem Ritter ward aufgegeben, Original und authentische Copie sogleich, nachdem er beide Stücke collationirt hätte, zu verbrennen. Der Orden wüßte das Mißtrauen des Ritters, und er möchte sich wohl prüfen, ob er beim Verbrennen des Originals, und der Abschrift, mit Geist, Herz und Munde in Michaels Gegenwart sagen könnte: Laß uns gestehen, daß wir uns irrten, und Gott bitten, daß uns das Licht der Erkenntniß in dem Grade aufgehe, als unsre Worte wahr und[135] wahrhaftig, Ja und Amen sind! – Diese Ceremonie sollte in – den – wenn zur Kirche geläutet würde (vor sich gehen; und nach neun Stunden von diesem Brandopfer, worüber man vom Ritter ein förmlich abgehaltenes Protokoll erwarte) sollten Ritter und Begleiter nach – abgehen, und dort den Mann, der sie nach sieben Stunden, von ihrer Ankunft an gerechnet, besuchen würde, um die ersten Aufnahmen bitten. Uebrigens erklärten die Obern, die sehr genau wüßten, was über den Bund gedacht und gesagt würde, der natürlichen Herzenshärtigkeit der Menschen halber, zwar Gedanken für zollfrei; für jedes vorwitzige, dem Orden zu nahe tretende Wort, bliebe der Bundesgenosse dem Orden indeß verhaftet in Zeit und Ewigkeit! – Die Anordnungen dieses Recepts wurden pünktlich erfüllt; indeß schien die


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 135-136.
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Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z
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