§. 134.


Die übrigen vier

[156] Vorhandlungen waren noch alltäglicher, obgleich auch die erzählten drei bei weitem nicht an die Verwickelungen der Vorbereitungen zum Orden der Orden grenzten.

Ein Freund hatte eine Schuldschrift vom Freunde zurück zu nehmen vergessen. Pythias starb und seine Kinder machten in tutorischer oder tyrannischer Assistenz der Pupillengerichte an Damon Ansprüche. Swedenborg hätte der Sache leichter ein Ende machen können. Jetzt kam es auf die Kosten zu diesem Rechtshandel an. Gern übernahm sie der Ritter. – Zwei Mädchen, zu bescheiden, um Rosenmädchen zu seyn, sollten in aller Stille ausgestattet werden. Gern trug der Candidat des Obermeistergrades zu diesen Ausstattungen bei. – Ein edler Jüngling, ausgerüstet mit seltenem Genie, genoß in dem Hause eines reichen und vornehmen Mannes alles, was zur Leibesnahrung und Nothburft gehört, um einst öffentlich zu vergelten, was ihm insgeheim Gutes geschah. Die Verdienste dieses jungen Menschen konnten der Tochter des Hauses nicht verborgen bleiben, und ihr beseligendes Auge behagte dem Jünglinge noch mehr als die Unterstützungen ihrer Eltern. Dieß störte den Plan eines Anwerbers, dessen Stand und Vermögen soviel Aufmerksamkeit als Herz und Kopf Verachtung verdienten. Der Jüngling ward des Hauses verwiesen. Er sollte unterstützt werden – und das arme Mädchen? Der Anwerber, als Störer ihres Glücks, ist zu entfernen, und sie aufzumuntern, die Zeit ruhig zu erwarten, in welcher ihr Vielgeliebter um ihre Hand bitten kann. – Wer empfindsam ist, sagte der Ritter, muß durchaus auf Kräfte denken und sie sich zu besorgen suchen, um Leiden und Ungemach zu ertragen, wenn er nicht diese Welt unausstehlich finden und das unerträglichste Leben führen will. Er sagte Ja.[157]

Michael, der seinen Herrn so vorhandeln sah, billigte seine Ja's; doch gewann er durch diese Ritterdienste nicht im mindesten in den Augen des Knappen. – Wer mit Geld dient, sagte der Begleiter, dient am leichtesten. Gut ist gut, besser ist besser. – Was nennst du besser? fragte der Ritter. Vierzig weniger Eins, erwiederte der Knappe, und unmittelbare hülfliche Handreichung, wozu Ew. Gnaden eben so leicht bereit wären als zu diesen Kriegsbeisteuern. Vorhandlungen, sagte der Bettler, die siebenmal sieben mehr als Vorreden gelten. – Wahr! doch nicht immer! Früchte verderben die Luft um sich her; und kann man nicht durch Selbstgefallen die besten Handlungen verderben? Michaeln wurden die sieben Vorhandlungen in Rücksicht des Seelsorgers erlassen. – Jetzt zur Aufnahme in den


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 156-158.
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