138. Kleidung

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§. 138.


Kleidung

der Ordensritter denken sollte. Sie war von den Chorherren des heiligen Grabes entlehnt. Zur Zeit, da sie sich im Besitze der heiligen Oerter zu Jerusalem befanden, waren sie weiß gekleidet. Man verwechselte die weiße mit der schwarzen Farbe und kleidete sich schwarz, zum Zeichen einer immerwährenden Trauer, daß die Ungläubigen die Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem besaßen. Unser Ordenshaus hatte ein schwarzes Unterkleid und einen weißen Mantel gewählt. Ritter und Knappe hätten sich ohne Zweifel glücklich geglaubt, wenn man bloß bei diesem weinerlichen Lustspiele geblieben wäre, ohne weiter an die Kunst, das Leben zu verlängern, die Kunst, sanft zu sterben und, was natürlich noch wichtiger war, die Kunst, mit Abgeschiedenen umzugehen, zu denken. Unser Ritter, ich wette, würde sogar in dem Kämmerlein der Frau Pontius Pilatus diese ihm vom Obern gegebenen Fingerzeige verträumt und sich im Rittersaale hinreichend entschädigt haben, wenn die Obern nicht, ihrer Sache, ich weiß nicht, ob gewiß oder ungewiß? von selbst an diesen


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 184-185.
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Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z
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