§. 171.


Adoptions-Versammlung

[299] ihrer Art beiwohnen wolle? Seine Antwort war ein entzücktes Ja, dem ein Seufzer folgte. Er begriff nicht, wie eine Adoption sich mit der geschlossenen Zahl sieben vertragen könne; doch ließ er seinem Zweifel nicht den Zügel schießen.

Ein Tag, unserm Ritter unvergeßlich, war zur Aufnahme bestimmt. Eine ehrwürdige Dame warf im Vorzimmer die Fragen auf: ob man nicht dem andern Geschlecht zur Ungebühr Rechte entzogen hätte? und ob er mit einigen ihres Geschlechts sich zu verbinden entschlossen sey, diesem Vorurtheile zu widerstehen? Der Tugend und dem Talent (fuhr sie fort) gebührt Vertrauen. Wir wollen nichts erstürmen; und warum sollen wir auch das Schwert den Gesetzen entwenden und den Arm lähmen wollen, der es führt? Macht gibt keine Würde, Achtung kann nicht befohlen werden; und wenn die Subordination nicht Folge von Grundsätzen ist, was gilt sie? und wer ist sicher bei ihr? Entfernt, Lärmkanonen zu lösen und Sturmglocken zu läuten, fordern wir vom andern Geschlecht auf dem Wege der Vernunft und der Billigkeit – und was? Wahrlich nichts, als was wir von Menschen, von Weibern geboren, erwarten können. Die Ritterzeiten der Männer haben aufgehört; durch uns soll keine Weiberritterzeit beginnen; wir wollen uns nicht erheben, nur Menschen wollen wir seyn; Rechte nicht ertrotzen, sondern erbitten, und nur dann, wenn wir sie verdienen, sie verlangen. Neu und überraschend war dem Adoptions-Candidaten dieser Antrag; doch trat er ihm mit einem wiederholten Ja bei. Warum auch nicht? Gibt es nicht Verluste, bei denen man gewinnt? Edler Mann, fuhr die Vorbereiterin fort, es wird wenig in der[299] Welt verbessert, weil die Menschen es immer auf andere, und niemand auf sich selbst anlegt. Wollen Sie, um unser gutes Werk zu vollenden, unser Geschlecht aus den Weg lenken, wo es seines Vorzugs wenn nicht theilhaftig, so doch würdig werden kann? Er versprach es. Bei Eröffnung der Thür sah er nun noch zwei andere Damen; und die eine war –


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 299-300.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z
Hippel, Theodor Gottlieb von: Th. G. v. Hippels sämmtliche Werke / Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Theil 1
Hippel, Theodor Gottlieb von: Th. G. v. Hippels sämmtliche Werke / Kreuz- und Querzüge des Ritters A bis Z. Theil 2