§. 86.


Begleitung

[5] noch zu erörtern. Michael, der dem verstorbenen Ritter vom Pastor loci empfohlen, in dieser Rücksicht gemeineren Arbeiten entnommen und zu einer bessern Klasse der Dienste bestimmt war, entschied den Fall, der ohne ihn gewiß so leicht nicht zu entscheiden gewesen wäre. Mann und Frau, sagte Michael, Vater und Sohn, Herr und Diener: Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht scheiden; und scheidet nicht ein Dritter solche Paare von einander, die Gott zusammengefügt hat? Ist dieser Dritte alsdann nicht gemeinhin ein Eheteufel? Warum nicht gar, erwiederte der Junker. – Ist drei nicht eine heilige Zahl? Gibt's nicht in der Natur[5] ein Dreiblatt (Trifolium), welches ein herrliches Hausmittel ist und auch in der künstlichen Arzneikunst gebraucht wird? Können nicht Vater, Mutter und Sohn oder Tochter eine Dreieinigkeit ausmachen, welche die Natur begünstigt? – Ich will dich nicht zurück in deinen Holzbündel von Katechismus führen. – Michael, der eine knechtische Furcht vor dem Katechismus hatte, fiel seinem Herrn demüthigst ins Wort, um ihn an den Stand der Ehe zu erinnern, wo ein Dritter alles in Unordnung brächte, es wäre denn, daß das dritte Blatt als Hausmittel oder als künstliche Arznei gebraucht würde; und sey es, daß ihm der Cavalier einfiel, der mit Fräulein Sophie von Unbekannt drei Viertelstunden, wiewohl in Gegenwart der Kammerzofe, conversirte, oder daß er durch die Ueberzeugung, die heilige Zahl verliere in der Ehe ihre Heiligkeit, zu Paaren getrieben ward, kurz und gut, der Junker schwieg und Protagoras hatte gesiegt! – Jetzt allererst fiel er auf die Frage: bin ich denn nicht alt genug, mich ohne Heraldicus junior zu behelfen? Wird man nicht Bedenken tragen, mit den Vokalgeheimnissen herauszurücken, wenn Zwei sind, die darnach trachten? – Michael war äußerst verlegen über diese letzte Frage, welche der Junker so laut dachte, daß Michael sie vernahm. Natürlich fielen ihm die Nachrichten ein, die er seinem Mäcenas verheißen hatte, und die Wiß- und Neugier gehörten zu seinen Tugenden und Untugenden. – Man sagt, daß diese und einige Tugenden und Untugenden von Einem Vater und zwei Müttern wären. – Freilich kommt's viel auf die Mütter an! – – Die Sache ward der Ritterin referirt, und sie bestätigte die Wünsche ihres Sohnes, und ermahnte den Protagoras, sich des Zutrauens würdig zu machen, das man in ihn auf eine so einleuchtende Weise setzte. Wer hätte sich besser als


Quelle:
Theodor Gottlieb von Hippel: Kreuz- und Querzüge des Ritters von A bis Z. Zwei Theile, Theil 2, Leipzig 1860, S. 5-6.
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