Auff ihre thränen

[7] C.H.v.H.


Die thränen stehen dir wie perlen im gesichte/

Und fliessen wie crystall durch wangen/ mund und brust/

Dein seuffzen halte ich nicht mehr vor ein gedichte/

Was deine seele kränckt/ ist meiner wol bewust.

Und hat mir gleich die angst den treuen mund geschlossen/

Den augen und der hand den zügel angelegt/

So schwer ich/ daß ich mehr der thränen ausgegossen/

Als unser Oder-strom der klaren tropffen trägt..

Kan beyder thränen-fluth allhier zusammen rinnen/

Komt beyder seuffzer wind verbunden in die lufft/

So wird die Venus selbst ihr schiffen hier beginnen/

Weil sie bey reiner flut auch reiner wind berufft.

Quelle:
Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte zweiter Teil, Tübingen 1961, S. 7.
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