C.H.v.H.
Fach/ Amaranthe/ deine ballen
Mit frischen seuffzern wieder auff;
Laß nicht die bälge niederfallen/
Flöß thau von deinen lippen drauff:
Hüll ihre flammen
In scharlach ein/
Zwing sie zusammen/
Biß sie wie stein
Gebildet seyn.
Die brüste sind der liebe zunder/
Wovon die schönheit nahrung nimmt.
Ein stamm und abgott aller wunder/
So blüht und frucht zugleich bekömmt.
Des tempels kertzen
Sind so gemacht/
Daß kalten hertzen/
Durch ihre pracht
Wird glut beybracht.
Der wangen bunte zauber-künste/
Sind ohne würckung bey der brust;
Die achseln schimmern/ wie durch dünste/
Und zehl'n mit stirn und kinn verlust.
Die lippen welcken/
Und siegen nicht/[401]
Wenn ihren nelcken
Der brüste pflicht/
Ein hauch/ gebricht.
Sagt/ ob was schöners wohl zu finden/
Als wo sich milch und blut vermählt/
Und perlen mit corall verbinden/
Wo lust die holen seuffzer zehlt.
Cupidens kriege/
Sind sonder lust/
Wenn seine siege
Der zarten brust
Nicht sind bewust.
Ihr zucker-äpffel aller lüste/
Entblöst den marmel/ den ihr hegt/
Weht flor und schleyer weg ihr brüste/
Weist was der strauch vor blumen trägt.
Was stets entdecket/
Ist nur gemein;
Was ihr verstecket/
Kan ohne schein
Und werth nicht seyn.
Ihr felsen jauchzet/ weil die liebe
An euch die güldne pfeile wetzt/
Den himmel macht kein nebel trübe/
An den zwey monden sind gesetzt.
Lilg' und rubinen
Sind sterne hier/
Doch strahlt vor ihnen/
Des krantzes zier/
Die sonn' an dir.
[402]
Von blumen/ die die wespe lecket/
Trägt keine biene honig ein/
Und was nach fremden küssen schmecket/
Kan kein altar der liebe seyn;
Der brüste spiegel
Macht im gesicht/
Daß alle riegel
Der zucht durchbricht/
Gar leicht zu nicht.
Du milch-brunn süsser anmuths-triebe;
Berg/ der mit flammen um sich schlägt;
Du zauber-kreyß der grimmen liebe;
Sarg/ der des buhlers freyheit trägt;
Ihr purpur-lippen/
Und brust/ wohlan!
An euren klippen
Fährt itzt mein kahn.
Der wollust an.
Hüll' Amaranthe nur die schätze
In würm-gespinste wieder ein/
Zeig ihnen der natur gesetze/
Daß nur ein pfleger könne seyn.
Halt sie verholen/
Biß sie begehrt/
Der ihre kohlen
Durch ambra nehrt/
Und dich mit ehrt.
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Gedichte aus Neukirchs Anthologie, Bd. 1
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