Der Schiffskoch, ein Gefangener, singt:

[23] Weh, geschieden von den Meinigen,

Lieg ich hier seit vielen Wochen;

Ach und denen, die mich peinigen,

Muß ich Mahl- um Mahlzeit kochen.


Schöne purpurflossige Fische,

Die sie mir lebendig brachten,

Schauen aus gebrochenen Augen,

Sanfte Tiere muß ich schlachten.


Stille Tiere muß ich schlachten,

Schöne Früchte muß ich schälen

Und für sie, die mich verachten,

Feurige Gewürze wählen.


Und wie ich gebeugt beim Licht in

Süß- und scharfen Düften wühle,

Steigen auf ins Herz der Freiheit

Ungeheuere Gefühle!


Weh, geschieden von den Meinigen,

Lieg ich hier seit wieviel Wochen!

Ach und denen, die mich peinigen,

Muß ich Mahl- um Mahlzeit kochen![23]

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden, Band 1, Berlin 1924, S. 23-24.
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