Mädchenlied

[141] »Was rinnen dir die Tränen,

Die Tränen stumm und heiß,

Durch deine feinen Finger,

Die Finger fein und weiß?«


Mein Schleier ist zerrissen

Und wehet doch kein Wind

Und bin doch nirgends gangen

Niemals, wo Dornen sind ...


Die Glocken haben heute

So sonderbaren Klang,

Gott weiß, warum ich weine,

Mir ist zum Sterben bang.

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 1: Gedichte, Dramen, Frankfurt a.M. 1979, S. 141-142.
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