»Zukunftsmusik«

[115] Heiligen Mitleids rauschende Wellen,

Klingend an jegliches Herze sie schlagen;

Worte sind Formeln, die könnens nicht sagen,

Können nicht fassen die Geister, die hellen.


Frei sind die Seelen, zu jubeln, zu klagen,

Ahnungen dämmern und Kräfte erschwellen:

Töne den Tönen sich zaubrisch gesellen:

Gilt es dem Heute, den kommenden Tagen?


Wer will es deuten, – ein gärendes Wühlen,

Regellos göttlich, – wer will erlauschen

Heldenhaft höchstes und heißestes Fühlen,
[115]

Feuerlodern und Stromesrauschen ...?

Doch es beherrscht das Titanengetriebe

Bebende Ahnung erlösender Liebe.

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 1: Gedichte, Dramen, Frankfurt a.M. 1979, S. 115-116.
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