Widmung

[135] [Für Ferdinand von Saar]


Ich glaube, aller Dinge Harmonien

Und was von Schönheit auf dem Leben ruht,

Das ist der Dichter ausgegoss'nes Blut

Und Schönheit, die ihr Sinn der Welt geliehen:


Da schufen die aus ihres Innern Glut

Des Ringens und des Lebens Poesien, –

Und jene stillen Leidens leises Ziehen

Verklärend, was beklemmend auf uns ruht.


Doch wo des Abends zitternd zarte Töne

Unnennbar schmerzlich singen vom Entsagen,

Und wo die Dinge, die verschwimmen, tragen


Die rührendste, die nächstverwandte Schöne:

Die Stimmung nenn' ich, Herr, mit deinem Namen

Und glaube, daß du sie geschaffen. Amen.

Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 1: Gedichte, Dramen, Frankfurt a.M. 1979, S. 135-136.
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