Er brohbt erst sein Säyten-Spihl

Qwodlibet.


Dreyssig Jahre/ Krieg/ dein Grauß –

Gott sey Danck/ die Zeit ging auß/

Teutschland pflantzt sich wihder Aehren;

seine Zweytracht stieg zu Grab/

unter nichts wie Freuden-Zähren

warff es seine Waffen ab!

Mars/ dein Morden

schnob fürbey/

deiner Horden

sind wir frey!

Statt wo sonst blohß Kugeln flögen/

wölben sich die Friedens-Bögen![1]


Himmel/ Heu und Haberstroh/

bey sothanen Dingen

sollt mir da mein Mongpopo

nicht für Freuden springen?

Sollt ich murrisch und aigrirt

hindterm Ofen sizzen/

itzt/ wo alles qwinqwelirt/

daß die Funcken sprizzen?

Nein/ von meinem muntren Rohr

reiß ich jeden Drauer-Flohr/

bey Konfäkkt und Wein

will ich lustig seyn!


Süssestes Kathringen/

sing in mein Zythringen!

Mit Flöten und mit Leyren

wollen wir dihß feyren:

Die Fenster haben wihder Scheiben/

weil die Leutnamts Kühe dreiben!

Jeder so in Dorff wie Stadt

küsst sich itzt an Seiner satt/

keiner mehr Bedäncken drägt/

daß ihn wo ein Schnapp-Hahn schlägt!


Vor so fegten durch die Gassen

blohß Cardaunen und Carcassen/

vor so schmetterten und krehten[2]

blohß die Wekk- und Schrekk-Corneten/

vor so kunt man kaum für Rauffen/

Grüzz-Worst frässen/ Dünn-Bier sauffen!

Itzt so stopfft man sich den Magen

mit Behagen!

Itzt so blahsen uns die Zincken

blohß zum Drincken!

Itzt so übt man früh wie spaht

waß schon Zeus mit Leden dhat!


Ich finde würcklich dihse Zeit

von außgesuchter Schmakkbahrkeit!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 1-3,22-23.
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