Carmina non prius audita/
Musarum sacerdos/
Virginibus puerisque canto.
Horatius Flaccus.
Des berühmbten Schäffers
Dafnis
sälbst verfärtigte/ unter dem Titul
OMNIA MEA
fürmahls ans Licht gestellte
und von ihme mit einem lästerlichen
Nohtwendigen Vorbericht
an den guht-hertzigen Leser
lihderlich verunzihrte/ höchst sündhaffte
Sämbtliche
Freß- Sauff- und
Venus-Lieder/
vermehrt und verbässert
durch vihle biß anhero noch gäntzlich ohngetrukkt
gewesene/ benebst angehänckten
Auffrichtigen und Reue müthigen
Buß-Thränen/
vergossen durch den sälben Auctorem/
nachdäme dihser
mit herein gebrochenem Alters Gebrest
auß einem Saulo zu einem Paulo geworden/
gesammblet/ colligiret/
sowie mie einem nüzzlichen Fürwermärck versorgt
über die besondre Lebensümbstände
des selig Verblichnen/
allen Christlichen Gemühtern
zu dihnlicher Abschrekkung bekant gegeben/
inssondre der schwanckenden Jugend/
durch Selamintem.
Konstantinopul & Leipzig/ getrukkt in dihsem Jahr.
Ausgewählte Ausgaben von
Dafnis
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»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
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