Er freut sich/ daß es Sommer ist

[126] Ode Trochaica.


Itzt/ da alle Rohsen blühn/

dafelt man blohß noch im Grün/

wo drey wunder-nette Bircken

eine Wasen-Banck ümbzircken.

Kleine Bluhmen blau und weiß

zäubern dort ein Paradeiß/

dreyn sich Käferckens und Hummeln/

ja sälbst Schmetterlinge dummeln.[127]


Grawitetisch Schritt for Schritt/

jeder nimbt sich Seine mit/

durch die bundten Laub-Verhänge/

wandeln wir die Tulpen-Gänge.

Wie verzukkt enthaucht ein Ah/

itzt so sind wir endlich da/

lihblich räucht es allenthalben

und die Lufft durchtzwittschern Schwalben.


Chloe/ geuß uns Koffe ein/

der erfreut itzt mehr denn Wein/

zu gebakknem Lamms-Geschlinge

machen sich itzt Pfifferlinge!

Butter-Milch mit Bayrisch-Kraut

schafft uns nicht zu grohbe Haut/

freundlich reichen wir einander

blau gekochten Bley und Zander.


Pamfilenchen streicht galant

Kowjar-Schnittgens for Palant/

zahrt durch ihr korallnes Pförtgen

schihbt er ihr ein Erdbeer-Dörtgen.

Doris drukkt sich rund und froh

rächt an ihren Florido/

Damon angelt unterm Dische/

daß er Flaviens Fuß erwische.[128]


Wo Cupido dirigirt/

sichs fürtrefflig musicirt/

Harffen/ Lauten/ Zymbeln/ Geigen/

itzt dürfft ihr nicht lenger schweigen!

Stimmt die Kehlen/ Mann for Mann/

alles hebt zu singen an/

Rosilis und Philirille/

keine hält ihr Mäulgen stille!


Mit der schönen Galathee

wältz ich mich schon fast im Klee/

lasst uns mit gefülltem Pantzen

rund ümb dihse Bäumlein dantzen!

Alles jubelt/ juhcht und schreyt:

O du Sonnen-süsse Zeit!

Nakkt/ auff hundret weissen Wölckgen/

siht uns zu ein Zefir-Völckgen.


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 126-129.
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