Er rastet mit seinen Gesöllen an einem schönen May-Morgen in einem Bircken-Hayn

[62] Ode Trochaica.


Brüder/ ümb vergnügt zu seyn/

bräucht es keiner Schäzze!

Dihser junge Bircken-Hayn/

durch den froh beym Mayen-Schein

wihderümb die Amsteln schreyn/

beut uns dausend Bläzze.


Jeder ist von Bluhmen bundt:

Veilgen und Turkosen/

Jungffern-Schuch und Frauen-Mund

dhut der Lentz uns leuchtend kund/

göldner gläntzt alß dihser Grund/

nicht das Glükks-Land Gosen![63]


Hihr ümb dihses Bächleins Rand

werfft euch in den Wasen!

Bässres ward noch nie bekandt –

däkkt uns einmahl erst der Sand/

keiner hört dan mehr durchs Land

waß die Schäffer blasen!


Traumt und kukkt den Wölckgens zu/

wie sie selig gleissen!

Unterdeß lokkt gukrukru

hihr der Döbber sine Fru/

ümb ihr schon im nechsten Nu

in den Kamm zu beissen!


Jedes Kummers durchaus blohß/

freut euch dihser Stunde!

Kaum schon fand wer so famos/

sälbst die Reden Ciceros;

alle Weißheit Salomos

lacht auß ihrem Munde!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 62-64.
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