An den Christlichen Leser

[1] [von Johann Angelius von Werdenhagen]


Dies Buch dürch eine Fraw beschribn/

Wird man gwiß darumb mehr beliebn/

Weiln dergleichen nie gesehen/

Von Frawn so geistreich ausgehen:

Man wolls nur lesen und betrachtn/

Vnd auff der Spötter Red nicht achtn/

Die da sagen: es sey nicht fein/

Das ein Fraw ein Scribent will sein:

Christus ja meist Mariam preist/

Ob schon Martha ihm Kocht und Speist/

Weiln sie erwehlt das beste Theil/

In dehm sie gesucht der Seelen Heil:

Wie diese Fraw auch hat gethan/

Als darvon diß Buch zeugen kan/

Das auch die Weißheit nicht zuholln

Von Welt-gelehrten und Hohen-Schuln/

Sondern vom Heyligem Geist allein

Mus erbeten und gelernet sein/

Gott woll das sich niemand wol schämn

Von Frawn guth Exempel zu nehmn:

Wollst nur Leser diß perlegirn/

Vnd darnach darvon Iudicirn/

Der Heyliger Geist dich illustrir,

Vnd dich zum Reich Gottes recht führ.


Amen.


I.A.W.

Quelle:
Anna Ovena Hoyers: Geistliche und Weltliche Poemata, Amsteldam[!] 1650, S. 2.
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