Uber eine Nacht von lauter Blitzen/ und einen schönen darauf erfolgten Morgen

[174] Die Nacht erschüttert uns mit knallenden Gewittern;

In meiner Sünden Nacht zieht auch ein Wetter auf.

Vom Donner müssen dort die Elementen zittern;

Und mein Gewissen bebt/ denn das Gesetz schlägt drauf.[174]

Gott donnert in der Lusst/ und Moses mir im Hertzen.

Dort bricht und blitzt die Glut durch schwartze Wolcken hin.

Durch meine Finsterniß dringt mit dem grösten Schmertzen

Ein Brand in meine Brust/ daß ich im Feuer bin.

Da nun vor jenem Blitz die Erden will verschmachten:

Trennt sich der Wolcken Macht; Ein Regen als ein Fluß

Erqvickt das dürre Land. Ich war ihm gleich zu achten:

Den matten Geist erqvickt ein heisser Thränen-Guß.

Wie lacht es sich vergnügt/ erst mit dem Himmel weinen?

Gibt nicht die Schwefel Dunst zu harter Wetters-Noth

Selbst unser Sünden Sumpf? drum soll Gott gnädig scheinen/

So folgt durch Busse Trost/ wie Zorn durch das Gebot.

Ein schöner Glantz erschien als denn am Himmels Bogen.

Ich hub die Augen auf mit Loben zu dem Herrn.

Auf Nacht kommt Sonnen-schein/ auf Thränen Heyl gezogen;

Die Seele sang: Wie schön leuchtet1 der Morgenstern.


Fußnoten

1 das bekante Lied wird entschuldigen/ daß ich das Wort/ leuchtet/ gesetzet/ wie es darinnen wieder die Wohlfliessenheit stehet.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 174-175.
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