Das über Sr. Chur-Fürst. Durchl. zu Hannover beglückte Zurückkunfft vom Rhein/hoch-erfreute Chur-Fürstenthum/

[11] im Nahmen eines andern.


Welch ungemeiner Glantz will unsre Brust bestrahlen/

Welch Sonnen-reines Licht mag unsre Felder mahlen/

Und füllt durch seinen Schein das Chur- und Fürsten-Hauß!

So rief Hanover jetzt mit seinen Landen aus.


Wie? sprach die Tugend drauf/ die mit zurück gekommen/

Ist dein Erlauchter Held dir aus der Brust genommen/

Da Ihn des Reiches Noth aus deinen Augen trennt?

Nein/ nur die Freude fragt/ die keines gleichen kennt.


Die Freude weiß sich nicht vollkommen auszulassen/

In Augen/ Schoß und Land den Fürsten einzufassen/

Der dich zu reicher Lust und höchstem Ruhm gebracht/

Und als ein Salomon vor deine Ruhe wacht.


Diß ist/ beglücktes Land/ der Chur-Fürst von den Welfen/

So dir zu allem kan durch Seine Klugheit helffen;

Er hält den Feind zurück/ denn kommt Er/ daß Er sieht/

Ob noch die güldne Zeit in seinen Landen blüth.


Komm/ Großer Fürst und Herr/ betrachte diese Gaben/

Die wir von deiner Hand und weisen Anstalt haben.

Vernim/ wie sich dein Lob in allen Stücken zeigt/

Das weder Berg noch Thal/ noch Land und Stadt verschweigt


Die Berge sind beglückt/ und mehr als Pindus Höhen/

Ob gleich die Musen da mit ihren Liedern stehen:

Weil man den Uberfluß (davon die Muse lebt

Und der/ so sie beschützt) in ihren Klüfften gräbt.


Die Thäler blühen auch von angenehmer Weide;

Das Wild bewohnt den Wald; das Feld trägt sein Geträyde;

Die Brunnen geben Saltz; die Weser ist beschifft,

Man sieht/ daß alles hier des Himmels Seegen trifft.
[12]

Die Themis heißt die Ruh in unsern Städten bleiben;

Die Ruhe macht/ daß man kan sein Gewerbe treiben.

Und diese Ruhe wächst/ weil deine Klugheit blüth/

Und auf Magneten Art die Wohlfarth an sich zieht.


Mars eifert zwar mit uns/ und hat sich stets gepriesen/

Daß er dir auch den Weg zur Ewigkeit gewiesen.

Wahr ist es/ was dein Hauß/ dein Helden Hauß gethan/

Dein unerschrockner Muth/ das schreibt man ewig an.


Allein/ das ist vielmehr: Wenn deine große Güte/

Dein allzeit kluger Rath/ Dein väterlich Gemüthe/

Und was sonst unsern Staat vor anderen erhebt/

Als wie Trajani Ruhm an allen Orten lebt.


In diesem Stande hast du Herr uns angetroffen.

Wir waren recht beglückt/ und konten nichts mehr hoffen/

Als deine Gegenwart/ die uns nunmehr ergetzt/

Und die Vollkommenheit zu unsrer Wonne setzt.


Wir können nichts als dis zu unsrem Wohl erdencken:

Der Himmel wolle dir auch das Vergnügen schencken/

Daß dich Dein treues Land mit Ehrfurcht so erfreut/

Als du dasselbe hast mit Freuden überstreut.


Daß deiner Jahre Zahl die Stuffen mag ersteigen.

Worauff sich Ehr und Ruhm und deine Klugheit zeigen.

Daß/ wie die Tugend dir des Glückes Thron gebaut/

Sich dein Erlauchtes Hauß noch mehr als Fürstlich schaut;


Daß/ Gott erhöre doch den Wunsch getreuer Hertzen/

Wir unter Dir noch mehr im Glück und Friede schertzen/

Daß Du der Vater bleibst/ (ihr Sternen stimmt mit ein/)

Wir aber länger noch Augusti Kinder seyn.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 11-13.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon