Der nach der Schrift eingerichtete Lebens-Lauf des Theatralischen Frauenzimmers

[106] Wenn man wie offt geschicht/ bey euch ins Netze fällt/

So denckt ihr an das Wort; seyd fruchtbar mehrt die Welt.[106]

Wenn ihr den Kützel habt unreiner Lust vertrieben/

Das heist: den Nechsten so/ als wie sich selber lieben.

Ihr haltet aller Welt/ so Jung- als Alten still/

Um andern das zu thun/ was man von ihnen will.

Ihr thut es viel um Geld/ daß ihr die Wollust übet:

Weil Juda Bock und Lohn auch seiner Huren giebet.

Ihr schlucket Tag und Nacht die geilsten Pillen ein:

Der Frauen Mutter soll ja unersättlich seyn.

Wenn Euer Ehebruch dem Mann ein Horn erwirbet/

So seyd ihr Batseba, da Urias verdirbet.

Und endlich dencket ihr/ was selbst die Weißheit spricht:

Der Mensch stirbt wie das Vieh und auffersteht auch nicht.1


Fußnoten

1 Salamo führet im 3. Capitel des Predigers Weltgesinnte Menschen so redend ein.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 106-107.
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