Ein neu Lied Herr Ulrichs von Hutten

Ich habs gewagt mit Sinnen

Und trag des noch kein Reu,

Mag ich nit dran gewinnen,

Noch muß man spüren Treu;

Darmit ich mein

Nit eim allein,

Wenn man es wollt erkennen:

Dem Land zu gut,

Wiewohl man tut

Ein Pfaffenfeind mich nennen.


Da laß ich jeden liegen

Und reden was er will;

Hätt Wahrheit ich geschwiegen,

Mir wären hulder viel.

Nun hab ichs gsagt,

Bin drumb verjagt,

Das klag ich allen Frummen,

Wiewohl noch ich

Nit weiter fleich,

Vielleicht werd wiederkummen.


Umb Gnad will ich nit bitten,

Dieweil ich bin ohn Schuld;

Ich hätt das Recht gelitten,

So hindert Ungeduld,

Daß man mich nit

Nach altem Sitt

Zu Ghör hat kummen lassen;

Vielleicht wills Gott,

Und zwingt sie Not,

Zu handlen diesermaßen.
[259]

Nun ist oft diesergleichen

Geschehen auch hie vor,

Daß einer von den Reichen

Ein gutes Spiel verlor;

Oft großer Flamm

Von Fünklin kam,

Wer weiß, ob ichs werd rächen;

Staht schon im Lauf,

So setz ich drauf:

Muß gahn oder brechen.


Darneben mich zu trösten

Mit gutem Gwissen hab,

Daß keiner von den Bösten

Mir Ehr mag brechen ab,

Noch sagen, daß

Uff einig Maß

Ich anders sei gegangen

Dann Ehren nach;

Hab diese Sach

In gutem angefangen.


Will nun ihr selbs nit raten

Dies frumme Nation,

Ihrs Schadens sich ergatten,

Als ich vermahnet han:

So ist mir leid,

Hiemit ich scheid,

Will mengen baß die Karten;

Bin unverzagt,

Ich habs gewagt

Und will des Ends erwarten.


Ob dann mir nach tut denken

Der Kurtisanen List,

Ein Herz laßt sich nit kränken,

Das rechter Meinung ist.[260]

Ich weiß noch viel,

Wölln auch ins Spiel,

Und solltens drüber sterben:

Auf, Landsknecht gut

Und Reuters Mut,

Laßt Hutten nit verderben!


Quelle:
Ulrich von Hutten: Deutsche Schriften, München 1970, S. 248-249,259-261.
Entstanden 1521. Erstdruck: Schlettstadt (Nikolaus Küffer) 1521.
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