Lied einer Mutter

[242] Schließ die Aeuglein, holder Kleiner!

Schlafe sicher mir im Arm!

O dein Bettlein macht dir keiner

Je so weich, so Liebewarm:

Mutterliebe wiegt dich ein;

Mutterküsse warten dein.


Unter tausend, tausend Küssen

Aufgewacht, ans Herz gedrückt,

Möchtest du nur Einmal wissen,

Wie dein Lächeln mich entzückt!

Engel-Unschuld lacht mich an:

Offen ist der Himmel dann!
[243]

Wohl dem Herzen voller Treue,

Daß sich alles darf gestehn!

Kleiner Engel! ohne Reue

Kann ich dir ins Auge sehn.

Immer, immer lächle so!

Nur die Unschuld macht uns froh![244]

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 4, Zürich 1819, S. 242-245.
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