Nach dem Arabischen

[212] Laß immer sie, die punten Papageyen,

Sich ihres kurzen Lebens freuen,

Sich stolz im Federschmucke blähen,

Und lauter um den Hügel schmähen,

Worauf der Phönix lebt,

Der zwischen Palmenbäumen,

Erwacht von schönen Träumen,

Ein Himmelskind, den goldnen Fittig hebt

Und in der Sonne da, wo sie dem Meer entflieht,

Sein künftig Auferstehen sieht.

Es werden nicht sein Auferstehen

Die bunt gemahlten Vögel sehen.

Wenn um den Sterbenden gelinde Lüfte wehen,

Des Phönix Asche raucht

Und Wohlgerüche von sich haucht,

Wenn er im Palmen-Hain verjüngt

Sich herrlicher zur Morgenröthe schwingt –[213]

O dann vermoderten die Leichen

Der Papageyen längst in düsteren Gesträuchen;

Sie moderten, mit ihren Schmäheliedern,

Vergifteten der Staude Balsamduft,

Ein Scheusal ihren eignen Brüdern,

In angesteckter Luft.

Gesäubert ist in jenen Tagen

Die Stätte, wo sie lagen,

Hinweg gekehrt ihr Staub von allen Winden:

Vergangen schon das düstere Gesträuch,

Und selbst in der Verwesung Reich

Ist ihre Spur nicht mehr zu finden.

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 2, Zürich 1819, S. 212-214.
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