Schiffer-Lied

Auf dem Düssel-Bach.


Bey der stillen Mondes-Helle

Treiben wir mit frohem Sinn

Auf dem Bächlein, ohne Welle,

Hin und her, und her und hin.


Schifflein! gehst, und kehrest wieder

Ohne Segel, ohne Mast;

Bächlein! trägst uns auf und nieder,

Spielend mit der kleinen Last.


Nichts zu fürchten, nichts zu meiden

Ist, so weit das Auge sieht.

Flüstert leis', ihr jungen Weiden!

Mädchen! singt ein Abendlied.
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Denn zu Ruhm und eiteln Schätzen

Lockt uns nicht das ferne Meer;

Suchen friedliches Ergetzen,

Schwimmen unbekannt umher.


Mädchen! gebt des Herzens Freuden,

Wenn ihr sicher leben wollt,

Gebt sie, mäßig und bescheiden,

Nicht um Ehre, nicht um Gold.


Treues Lieben und Gefallen

Sey mit reiner Lust gepaart,

Und, wie dieses Schiffleins Wallen,

Ruhig einst die letzte Fahrt!

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 3, Zürich 1819, S. 43-44,47-48.
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