Aber während dies im Rathhaus geschah,

Da sah

In einem Zimmer der Gäßchen, wirr und kraus,

Im Erdgeschoß zum Hof hinaus

Es wunderlich aus.

An den Wänden hingen da

Instrumente der Musika

Und Tafeln standen auf Gestell'n,

Im Zimmer aber waren zwei Gesell'n,

Die trieben mit halloh und holla

Allerlei Allotria.

Sie sangen unverfroren

Einander Spottliedlein in die Ohren.

Dabei übte der eine die Fußgelenke

Und sprang beim Sang über Schemel und Bänke.

Es war ein hübscher zierlicher,

Gewandter und manierlicher.

Der andre, gar hager, doch markig und sehnig,

Saß auf einer Bank, lärmt auch nicht wenig,

Hat eine Mönchskapuze angethan

Und Narrenschellen darangethan,

Die ließ er klingen mit Jauchzen und Johlen

Und schnitt dazu närrische Kapriolen.[27]

Der erste nahm von der Wand eine Laute,

Der er allerhand Singsang anvertraute;

Dann rief er zum zweiten: Halt einmal Ruh,

Laßt mich jetzt singen und du hör' zu,

Nachher wollen wir die Rollen tauschen,

Und du sollst singen und ich will lauschen;

Wer aber den andern besiegt im Gesang,

Der soll Kaiser sein eine Stunde lang.


Der zweite sprach: Ich bin's zufrieden,

Fange du an, deinen Leim zu sieden.


Gut, sagte der erste,

Ein Ohrspiel zum Vorspiel,

Und zum Nachspiel ein Sprachspiel.

Dann stimmt' er die Saiten, spielte und sang

Mit lust'gem Klang,

Und der zweite mit droll'gem Humor

Machte den Chor.


Quelle:
Leopold Jacoby Es werde Licht! München 1893, S. 25,28.
Lizenz:
Kategorien: