71. Herr G.[25] 1

An die Feindinnen eines gesellschaftlichen Theaters.


Die ihr im wilden Tanz wie die Mänaden glüht,

Daß ihr, aus sprödem Stolz, den kleinen Tempel flieht,

Wo Seelen voll Gefühls Thalia sich erzieht,

Davon ist dieß der Grund, wenn ich nicht irrig schließe:

Zum Tanzen braucht man nichts als Füße.

Fußnoten

1 Im Musenalmanache 1770, S. 93. Hier steht es wegen meiner darauf folgenden Antwort. Der Gedanke der letzten Zeile ist von mir, die Veranlassung dazu aber hat Hr. G. damals aus guten Ursachen anders eingekleidet. Es war eigentlich die Frage, warum es für Damen unanständig wäre, mit Studirenden ein Stück von Cronegk oder Lessing aufzuführen, aber nicht unanständig ist, auf Bällen, die Studirende geben, zu tanzen? Eine andere Ursache als der Gebrauch läßt sich wohl nicht anführen.


Quelle:
Abraham Gotthelf Kästner: Gesammelte poetische und prosaische schönwissenschaftliche Werke, Theil 1 und 2, Teil 1, Berlin 1841, S. 25.
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