Als ich schwer verwundet lag
Im Augenblicke des höchsten Schmerzes.

[116] Gott, laß mich nicht erliegen

In meiner Wunde Brand!

Laß nicht die Marter siegen –

's war ja fürs Vaterland! –


Verlaß mich nicht, du Milde,

Der ich mich sonst bewußt,

Decke mit deinem Schilde

Die qualzerriss'ne Brust!


Der Kopf will mir zerspalten,

Wild glüht des Auges Kreis,

Doch meine Glieder kalten

Wie in des Nordens Eis.


Von wut'ger Qual zertreten

Der Geist im Staube schleicht.

Laß mich nur einmal beten,

Mein Gott, dann wird mir leicht!
[116]

Dein' Gnad' ist unverderblich! –

Mut, wenn das Herz auch reißt!

Der Leib, der Schmerz ist sterblich,

Unsterblich ist der Geist.


Quelle:
Theodor Körner: Werke, Band 1, Leipzig und Wien 1893, S. 116-117.
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