Variante der Zuschrifft

Dem Hochwolgebornen Herrn/ Herrn Beneditt Oxenstirn/ Freyherrn zu Morby/ Herrn zu Lindholm und Rorßerßberg/ dero Königl. Majest. und Cron Schweden Kriegs-Raht/ und zu denen allhie noch wärenden Friedens-Execution-Tractaten verordnetem Plenipotentiario, etc.

Seinem allergnädigsten Herrn/ etc.


Hochwolgeborner Herr/ gnädiger Herr etc. Die sich auf deß Himmels Lauff verstehen/ beobachten sonderlich der Sternen Menge/ die doch unzehlich; deren Grösse/ die unterschiedlich; deren Farben/ die mancherley; deren Glantz/ der ungleich; die Vrsachen sothaner eingebildeten Sterngestalten/ deren dreye/ die Gleichheit/ Wirckung und Verewigung. Die Gleichheit erzeiget sich in den Sternenzusammengerundeten Crone/ in der Spindel deß Scorpionschwantzes u.a. Die Wirckung/ weil sie nicht so gar richtig/ lassen vernünftige Sternseher an seinen Ort gestellet seyn. Die Verewigung/ damit dapfere Helden und deren Thaten/ so lange sich der Himmel ümwaltzete/ verblieben; Die Stände dieser Sternbilder sind[101] Mittäggig oder Mitternächtig; In der Nordgegend kömmt ihnen unter andern zu Gesichte der Königsstern oder das Löwenhertze/ die hellleuchtende Jungferähre/ und das stralende Auge in der Ochsenstirn/ von denenselben lassen wir sie klügeln. Hochwolgeborner Herr/ etc. Poeten haben andere Einfälle und weitere Absehungen/ denen ist der Königsstern oder Löwenhertz der S. Gustav/ die Jungferähre Christina/ dessen Reichs- und Tugend-Erbin; Das Ochsenaug das hochansehnliche Geschlecht der Oxsenstirn/ daren Drittgestirn den Himmel/ der Verstand den Erdbau übergüldet; von diesen könte einer mit grossem Fug folgends Poetisiren:


Gustav/ das Löwenhertz/ das Himmelab war kommen/

ist Himmel aufgenommen/

nun gläntzt Er feuerrot in Sternenblancker Au/

lebt in dem Götterbau.

Orion der ist kühn/ kühn/ mannhafft und verwegen/

ficht nun mit zweyen Degen/

weil Erden/ den Gustav im Sterben abgelegt/

an seiner Seite trägt.

Christina flinckt und blinckt/ die helle Jungferähre/

beleuchtet sich im Meere/

umhüllt das braune Kleid deß Nordenlandes Nacht/

auß Nacht Sie Tage macht.

Sie/ Sie/ deß Himmels Glantz/ der Erdẽ Lust und Wonẽ/

deß Schwedenlandes Sonne/

Ihr Liecht bey Lebenszeit schon auf- und nidergeht/

dem Vatter Seitwarts steht.

Wie bey deß Ochsen Haubt sechs nachterleuchter Kertzen

schön miteinander schertzen;[102]

Doch leuchtet allen vor das Aug/ das an der Stirn

begläntzet sein Gehirn:

So/ Hochgeborner Herr/ führt Euer hoch Geschlechte

den hohen Ruhm mit Rechte/

daß es deß Nordreichs sey Sternabgeschenckte Zier

und deß Geschlechtes Ihr;

Wann Er die Kriegesnacht/ die Nebelnaß befeuchtet/

mit seinem Tag erleuchtet/

weil seine wache Stirn gesetzet Meer und Land

in vollen Friedestand.


Dahero/ Ihr Gnaden/ dieser Geburtstag deß Friedens billich heilig heisset/ weiln Selbe/ durch treufleissige Mithülffe und bishero fortgesetzte gäntzliche Vollziehung/ das/ was viel gewollt/ aber wenig vermocht/ nunmehr ins Werck gerichtet. Man hat es zu jener Zeit vor ein Weltwunder außgeschrien/ daß ein Ochs Europen durch das ungestümme Wasser geführet: Was wird denn diß seyn/ daß Ihr Gnaden H. Oxenstirn gantz Europa durch die Kriegswellen getragen.


In Betrachtung dessen werden Ihr Gnaden diß Friedgedichte mit Ihren/ das ist/ gnädigen Augen beleuchten/ weil auch der König der Stern/ die Sonne/ihr Stralwerffendes Aug auf nidrige Sachen zu werffen kein Vnwillen trägt; Angesehen/ daß auch Poetenschrifften jezuweilen hohe Leute verewigen und deren Namen dahin schreiben/ wo keine Zeit hingelangen kan: Weiln aber Bücher und Pergament auch ihren Tod haben; Als ist Ihr Gn. Namen schon am Himmel angeschrieben/ und wird dessen und deß gantzen Geschlechts Gedächtniß mit deß Ochsen Stirn in die Wette schimmern/ bis einst die Sterne von Himmel fallen/[103] und alles dieses/ was wir Welt nennen/ zernichtet wird. Geben zu Nürnberg/ den 25. Weinmonats/ Im Jahr der Christgeburt 1650.

Ihr Hochwolgeb. Gnaden

Gehorsamster Diener

Johann Klaj.


Προσ Φώνησις


Ad


Dn. Autorem.


Claje, Poëtarum nostri nitidissima sêcli

Gloria! pacifico hoc tempore, pange melos:

dulce melos pange, et pulcerrima munera Pacis

describe: ut laudes postera turba canat.


Lmque F.

Joh. Michaël Dilherrus, Pastor

ad 8. Sebaldi et Theol.

ac Phil. P.P.

Quelle:
Johann Klaj: Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften, Tübingen 1968, S. 101-105.
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Friedensdichtungen
Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften

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