Sechste Scene.

[31] Nach einer kurzen Pause treten Diether, Käthe und Wagner von der Seite der Kirche auf.


KÄTHE.

Hier ging sein Weg hinaus!


Es donnert fort.


DIETHER.

Gott sei ihm gnädig!


Er tappt um sich.


Das wilde Wetter wüthet über uns;

Die Nacht gehört dem Bösen!

KÄTHE.

In Verzweiflung

Floh er von hinnen! – Weh, wo find' ich ihn?

Ich ahne Schreckliches!


Es blitzt stark.


WAGNER.

Dort gehen zwei –

Seht nur – am Spessar! –' Sist schon wieder Nacht!

KÄTHE.

Er war es selbst! – Hinaus, laßt uns ihm folgen!

DIETHER.

Ich kann nicht weiter! Meine Kniec brechen!

Willst du mich in das Ungewitter stoßen![31]

KÄTHE.

Doch Faust – o Gott, dein Sohn!

DIETHER.

Er ist verloren!


Erhebt den Stab.


Ich fluche ihm!

KÄTHE außer sich.

O halte ein, mein Vater!

DIETHER.

Es ist zu spät! – Sein Wort trat er mit Füßen!


Schwach.


Mein graues Haupt! – Will mich denn niemand stützen?

Verläßt mich Käthe, ob des Buben?

KÄTHE ringt die Hände.

Gott!

WAGNER.

Ich will ihm nach! – Auf meinem Herzen trag' ich

Ein Sprüchlein, noch ererbt vom Urgroßvater,

Das mich vor allem bösen Wesen schützt! –

Bleibt bei dem Vater, Frau!


Er geht links ab.
[32]


Quelle:
Klingemann, August: Faust. Ein Trauerspiel in fünf Acten. Leipzig und Altenburg 1815 [Nachdruck Wildberg 1996], S. 31-33.
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