Eilfte Scene.

[197] GLEBA springt aus dem Volk hervor, und stellt sich auf eine Bier-Tonne neben Harlequin. Was denkt Ihr liebe Trilinikiner, daß Ihr Euch einem königlichen Sclaven anvertraut? Alles ist schändliche Lüge, was er da sagt. Das wäre ein Mann mit dem Jupiter spräche! Ich bin ein großer Mann, ein unbekandter Prinz –

HARLEQUIN. Ein Bettler ist er, den ich von der Straße aufklaubte.

GLEBA. Kann deßwegen doch ein Prinz seyn. Und ich will beweisen, daß Jupiter in seinem Kabinetchen, dort im Pantheon mit mir gesprochen hat. Mir gab er die Rede ein, und ließ Euch durch mich rathen, und seine Hülfe versprechen.

VOLK. Beweißt Eure göttliche Sendung![197]

HARLEQUIN. Du bist ein Lumpen-Kerl, ich hab deinen Hunger gestillt, deine Blöße bedekt. Jupiter wird so einen lausigten lumpigten Kerl zum Gesandschafter nehmen, und hungrig in die Welt nein jagen. Deine Verwandschaft ist hinterm Busch crepirt, wie du selbst gesagt hast. Zeig die Rede her, ob sie nicht mit meiner eignen Hand geschrieben ist, ob du sie nicht verfälscht hergesagt hast.

GLEBA. Jupiter gab sie mir ein, sie ist nicht mit Worten geschrieben.

EINIGE AUS DEM VOLK. Was sollen wir thun? Einer hat so viel für sich wie der andre.

ANDRE AUS DEM VOLK. Sie sollen kämpfen. Jupiter Victor, wird dem den Sieg geben, der Recht hat.

VOLK. Kämpft und beweißt Eure Sendung!

GLEBA UND HARLEQUIN sezen sich auf den Bier-Tonnen in Positur, wie sie anfangen zu ringen, sagt.

HARLEQUIN. Philosoph! Wir sind Esel! Laß uns gemeine Sache machen. Wir brechen hier den Hals, und können ja Trilinik theilen.

GLEBA thut einen Schrey. Ihr Götter des Olymps! Er hat Jupiters Zeichen an sich!

HARLEQUIN. Ihr Götter der Welt! Er hat Jupiters Zeichen auch an sich!

VOLK. Die Götter sind im Spiel ihr Mitbürger; kommt vor uns heute, und vertheidigt unser Heil.


Quelle:
Friedrich Maximilian Klinger: Dramatische Jugendwerke. Band 3, Leipzig 1913, S. 197-198.
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