Zweite Szene


[1106] Lager in Aragonien.

Grisaldo und Malvizino.


MALVIZINO. Ich tu's darum, um dich in guter Laune zu halten, mein lieber Grisaldo!

GRISALDO. Du weißt, daß ich das immer bin, und daß dies mein Streben ist; oder mein Eigentum, wenn du willst.[1106]

MALVIZINO. Und doch! sieh, wenn du die Mädchen nicht hättest, daß du mit ihnen so in beständigen wechselnden Reihen und Ringlen leicht dahintanztest, wahrhaftig, es müßte sich endlich wie der böse Krebs an dein Herz hängen und fressen. Wie wolltest du von jeher das ewige Necken und Zwicken, Befehlen und Kommandieren, dieser Elenden ertragen, die den König umzinglen. Aber, Liebchen! so einer Dirne einen Kuß auf die Lippen gedrückt, die dich gleich mit Liebe umschlingt, mit ihr hingetändelt, denn zu einer andern, damit du nicht hängenbleibst, und deine Beständigkeit verlierst, das versüßt die Galle. Mögen sie drüber reden! Hätten sie deine Säfte und Stärke, sie versündigten sich, da dir's bloße Schadloshaltung ist. Und dieser König da, der nun ein bloßer Gängelwagen ist, der das nicht mehr ist, sondern steht und steht, den du so oft bei seiner wankenden Krone geschützt hast, dem du Millionen eingebracht hast, der dich wegwarf, denn wiederrief, – ich kann's ihm in Ewigkeit nicht verzeihen, und von edlem Zorn entbrannt – ich hätt ihm den Degen bis ans Heft durch den Leib bohren mögen –

GRISALDO. Tat er's denn? Ist er nicht zum Instrument geworden, auf dem andre spielen; und muß ein Instrument nicht die Töne annehmen von dem, der drüber kommt, er sei Kind oder Verständiger? Ihm ist weher dabei, wie mir Malvizino, das siehst du ja an seiner Gestalt.

MALVIZINO. Aber was hast du nun von all dem? Sag denn nur!

GRISALDO. Geh doch, und sei ruhig! Genug hab ich. Daß es doch keiner einsieht, du es nicht einsiehst, der du um mich bist, für dem ich mich ganz entfalte.

MALVIZINO. Was denn, Schrecken der Maurer, Schutz von Kastilien?

GRISALDO. Ich mag das Wort von Freunden nicht hören. Es hat mir diese Menschen geraubt, wie all meine gute Eigenschaften. Ich sah da immer den Felsen, wo fast jeder, der mir nachkommt, scheitert. Lieber Malvizino, sie sehen mich in einem falschen Licht, sie sehen mich als den einzigen an, der ihrem garstigen Interesse die Spitze bietet, und bieten muß. Wie können sie da anders sein? Wenn wir nur nicht mehr von den Menschen forderten, hier wie in andern Dingen, als sie leisten können, es wär uns allen wohl.

MALVIZINO. Aber du kannst's fordern.

GRISALDO. Gut, ich will denn sagen, ich könnte. Aber wie kann[1107] ich fordern, daß diese Leute ohne alle Seelenempfängnis für das, was ich etwa an mir habe, daß sie meinen Charakter, die Triebfeder meiner Handlungen richtig einsehen, die Falten meines Herzens richtig durchschauen sollten, da sie dir verdeckt liegen, mir selbst noch viele verdeckt liegen. Ich bin ihrer Empfind- und Denkart entrückt, ich bin der Stein, wo ihr Interesse widerfährt, und wenn ich will, zergehen muß mit ihnen. Sie können nicht anders, wenn sie auch wollten. Die Leute sind mir meistens auf alle Fälle zu schlecht, mich mit ihnen abzugeben, wegen ihren unersättlichen Herzen, ihren schändlichen Prätensionen. Was soll ich nun? Kann ich die Welt umdrehen? Die Menschen besser machen? Ihre Schöpfung umdrehen? Ihre Herzen umschaffen? Am Ende, Malvizino, wär's ja noch immer mein Trost, daß sie mich anfeinden. Ich hätte anders nichts voraus, ich müßte Dinge getan haben, die sie besser machen könnten, oder es ihnen wenigstens aufs Wort glauben. Ich müßte sein wie sie, Malvizino. Und solang dieses Herz schlägt, bin ich Grisaldo, der keinen anfeindet, keinem weh tut, wenn sie mich nicht zwingen. Ich hab wahrlich nötig, auf meiner Hut zu sein, die Vorzüge, die ich vor den Menschen voraushabe, eher zu ihrem Besten, als zu ihrem Schaden anzuwenden – Reden wir von was anders. Ich sag dir im Vertrauen, ich muß Isabellen aufsuchen. Ihr Page war da, und ich muß ihr den melancholischen Maurer bringen, daß sie ihn zur Freude bringe. Das arme Tier dauert mich.

MALVIZINO. Gut! Aber ich bitte dich, lenk aufs vorige noch ein wenig ein. Im Grund was ist das all? Ich hab dich verstanden, mein ich, aber ich seh nichts, nichts von Entschädigung, nichts, wo meine Seele bei ruhte.

GRISALDO. Das glaub ich dir gern, Malvizino. Deswegen ist's doch.

MALVIZINO. Du hast nichts, und betrügst, belügst dich selbst.

GRISALDO. Unglaubige! Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht – Ich hab genug, sag ich dir, in der Beständigkeit meines Herzens. In der Wenigkeit meines Begehrens. In der Gewißheit meiner immer wachsenden Stärke des Leibes und des Geistes. Ich verschoß in meiner Jugend Zeit und Kräfte blindlings hin, meistens ganz ohne Zweck und Absicht, wie das so ist, ohne Gewinn für mich und andre. Verschleuderte Mut und Stärke gedanken- und sorgenlos, das mir all dem Anschein nach nichts abwarf.[1108]

MALVIZINO. Du warst der bravste, treuste, stärkste, schönste und lieblichste Junge in allen Reichen.

GRISALDO. Ich war den Kastiliern eine Freude auf meinem Klepper. Ich kützelte ihre Leber, erschütterte ihre Nieren, und diente ihnen mit meinen oft verwegnen und närrischen Jugendtaten zum Zeitvertreib. Sie ließen alle Leute unbescholten, und vertrieben sich müßige Stunden mit mir. Meine frühste Kindheit, meine ganze Jugend, bis zum Dienste des Königs, war beständiges Arbeiten, beständiges Kämpfen, Ringen und Kultivierung meiner innern und äußern Kräften. Ich arbeitete immer für andere ohne Sold und Nutzen für mich, das ist wahr. Jeder durfte nur kommen und sagen: »Grisaldo, hilf mir hier, hilf mir da! Trag meine Berge! Nimm meine mir zu schwere Last auf deine Schultern! Räche die Unschuld! Streite für mich.« Keiner von ihnen rief mir vergebens. Ich konnte kein trauriges Gesicht von mir gehen sehen. Um Mitternacht, zu allen Stunden, von Geliebten und guten Menschen brach ich auf, hatte nicht Rast, nicht Ruh, bis der Mensch zufriedengestellt war. Und wenn ich's nun kalt überdenk, hatt ich nicht den größten Nutzen dabei, indem ich andern mit nützlich ward? Ich gewöhnte mich zu ertragen, nicht zu seufzen unter Hitz, Frost und Last, baute mich zu dem, was ich jetzt dann bin.

MALVIZINO. Dies all gut. Aber dieser, dieser König da, den ich verwünsch –

GRISALDO. Wozu dies? Malvizino, indem ich deinen Augen nach umsonst diene, bin ich wirklich der eigennützigste Mensch in Kastilien. Und eben darum, weil er mich nicht liebt, eben darum, weil sie mich kränken. Ich hab mich einmal auf den Fuß gesetzt, von Menschen zu leiden, denen ich nützlich bin, ohne zu murren. Sie können nicht anders, ihre Herzen und Wünsche sind unersättlich. Je mehr du gibst, je mehr sie wollen. Mein Geschick ist nun so, und wenn ich ausführen will, muß ich immer zu wachsen suchen in dieser Überzeugung. Nun sieh! so bereit ich mich hier, auf alle Zufälle des Lebens, die über mich kommen mögen. Mache mich geschickt, durch dieses Dulden Kastilien zu erretten, in vollen Glanz zu bringen, und zu vergrößern, es zu beschützen, und durch seine innre Stärke zusammenzuhalten. Laß sie mich anfeinden, die mich nicht anerkennen, werden's nie. Und hier und da ist eine Seele, die mich im stillen verklärt. Ich wollte, ich könnte diesem undankbaren[1109] König, der mich im Grund noch liebt, ich wollt, ich könnte ihm sein, was ein fruchtbarer Regen einem dürren, von der Hitze gespaltetem Lande ist. Und wenn ich mich ganz ausgöß, bei Gott! ich wollte auf das letzte Samenkörnchen mein Augenwasser schütten, um es zum Schuß zu bringen. Wenn ich diesen König wieder herstellen könnte, wie er war, eh ihn die Hummeln aussogen, um ihrem Stachel gegen ihn selbst und seine Treuen mehreren Nachdruck zu gewinnen – Und ich weiß, ihm gehen noch die Augen auf, er öffnet mir wieder sein Herz, und liegt in meinen Armen beruhigt –

MALVIZINO an seinem Hals. Grisaldo, ich bin ein rauher, schlechter Mensch. Aber Gott im Himmel sei Dank, der mir einen Punkt in die Brust schrieb, worin ich einen Strahl deines Wesens rein auffangen kann, mich dabei zu stärken und zu wärmen. O Grisaldo! Und wer dich ganz erkennte! Ich mein schon jetzt, ich wär einer Verklärung nah.

GRISALDO. Lieber! keinen Sprung. Laß die Einbildung ruhen, und übertreib nichts. Du fehlst wie die gegen mich. Der Mensch kann ja werden was er will, wenn er erfahren hat, was ich erfuhr, wenn er sich nicht fürchtet für der traurigen Erfahrung. Es hält schwer, sein Herz durchzubringen, und Liebe beizuhalten. Und ich weiß nicht, ich möchte noch immer so die ganze Welt mit Liebe umfassen. Ihr einhauchen Liebe, Dulden, Teilnehmung aneinander, und treue, wechselseitige Hülfe in den vielen Elenden, die uns bedrücken. Man kann sich vieles untereinander so leicht machen!

MALVIZINO. Und du! Du selbst vermagst nicht, sie zu Liebe gegen dich zu bringen.

GRISALDO. Wer weiß es denn nun?

MALVIZINO. Alles wollt ich denn gelten lassen. Aber wenn ich so denk – Du hast jetzt die Aragonier geschlagen, und jetzt kommen sie und wollen dir die Hände binden, die Schritte vorschreiben, die du tun sollst. Im Kabinett beraten, dich zu schikanieren, wie du im Feld handlen sollst –

GRISALDO. Richt ich mich darnach, Malvizino?

MALVIZINO. Du darfst nicht, oder ich verschrei mein Leben, Grisaldo, und dies muß deinen Grimm erregen, sie sind Könige, sie! Und wenn ich dir sag, daß sie nichts weniger vorhaben, als wirklich König zu sein, und dieses Schattenbild von Majestät wirklich in die Gruft zu jagen. Aber erst mußt du aus dem Weg, du bist's, den sie fürchten.[1110]

GRISALDO. Malvizino, ich weiß es lang. Laß sie nur schaffen und arbeiten, ich komm ihnen über den Hals, eh sie sich's versehen, wie immer. Und wenn ich sie am Ende nicht noch alle zusammenkuppele, wie räudige Hunde ins Wasser werf, um die Menschheit von ihnen zu reinigen, so sollen sie mir die Augen ausstechen, mir einen Strohkranz aufsetzen, und ich will im Lande herumziehen, der blinde Simson, und dem Volk Stückchen auf meiner Geige kratzen.

MALVIZINO. Brav! so gefällst du mir!

GRISALDO. Diese häßliche Undankbarkeit bringt mich auf. Sie haben's dahin gebracht, Könige zu sein, und wollen ihm den Schatten des Genusses nicht einmal gönnen, der er wirklich ein edler Mensch ist, den sie nicht verstehen, und seine gegenwärtige Schwäche mißbrauchen. Ich erwart sie! Glück ihnen, daß die Zeit vorbei ist, wo ich unbesonnen den losgelaßnen Sturm an Wildheit übertraf. Ich war schrecklich im Grimm, fürchterlich im Zorn, hatte alle Begierden, war unausstehlich –

MALVIZINO. Du belügst dich!

GRISALDO. Nein, Malvizino! Und meine unglücklichste Zeit war da, als ich Freunden und Menschen glaubte. Malvizino, Glauben an Freunde ist die unglücklichste Lage, in die einer kommen mag. Wie wird man hintergangen, vernachlässigt! Und wird man das nicht, so setzt man sich bei ihnen und bei sich selbst herunter, und eh man sich's versieht, mißbrauchen sie einen, und sitzen dir über dem Kopf. Kann ein Mensch durch sich wegen bösem Geschick nicht fort, so tut er am besten –

MALVIZINO. Er resigniert und lebt mit den Wölfen.

GRISALDO. Warum das? Ich zog mich heraus, noch eh sie mich hatten, errettete mein Gefühl, und dachte dann, du kannst ihnen alles sein, wie vor. Setz dich ihnen weiter nicht aus, trafen dich ihre Pfeile, so ist doch dein Herz gesichert. Und ich will's ihnen sein, will's diesem König sein, und ihnen Kronen auf das Haupt setzen, die ihnen den Schädel zerdrücken sollen. Ich hab schon andre Leute wie diese ablaufen lassen –

BALLONA tritt auf. Willkommen General, lieber General!

GRISALDO. Setzt Euch, Ihr seid außer Atem.

BALLONA. Und doch muß ich reden. Ich Pigme ich, hab eine Göttin gesehen, eine glänzende, glorreiche, leibhafte Göttin, ich Pigme, ich. Lieber General, ich bin aufs Streifen geritten, und hab riesenmäßige Aragonier angekartelt. Das ist des Erzählens nicht wert. Ach ich hab gesehen, ein Weib gesehen. Zwei[1111] Augen, glühend wie die Sonne, die dabei so mild sein können, wie sanfter Mondschein. Ich buckte mich tief, und vertraute es meinem Schild. Lange Haaren, wie Rabenschwingen schwarz. Dem weißen Nacken herab – ein – ich weiß nicht, wie man das all recht nennt und beschreibt, aber es braust doch in mir.

GRISALDO. Isabella!

BALLONA. Getroffen! Eine Majestät! Eine Majestät! – Laßt mich nur reden, ich komm auf Eure Frage, es tut meiner Zunge, meinem Herzen so wohl, von ihr zu reden. – Ja, General, ein Wesen an ihr – als ich wegging, kniete ich mich nieder in tiefer Ehrfurcht, und denn fragte ich das erstemal mit Bitterkeit, warum ich diesen Höcker haben müßte, der mir alle Freuden des Lebens verschlösse! Nun bin ich versöhnt, da ich Euch sehe.

GRISALDO. Und Isabella?

BALLONA. Ja nun wieder aufs Weib zu kommen, auf der ich zeither immer bin. Es scheint kein irdisch Weib zu sein. Sie hat so was, wie vom Himmel – ja das! – Wie sie so vor mir steht – wenn Ihr durch meine Augen sähet. Und dabei so, daß unsereiner lieber zittert, als liebt.

GRISALDO. Spracht Ihr mit ihr?

BALLONA. Ja das war's eben. Freilich, sobald ich mich fassen konnte. Ich mag nun eben in der stotternden Verwirrung eine schöne Figur in meinen bekannten Umriß geworfen haben. Ihr habt sie in die Nähe gezogen, sobald sie unser Lager erfuhr. Ich wollt so just an einem Kastell vorbeireiten, denn ich hatte mich weit gewagt, als mir eine Stimme wie vom Himmel rief, und so klang's auch: »Wer du auch auf dem Pferd in kastilischer Rüstung bist, so steige herauf.« Ich guckte und blinzte, blinzte immer, bis mein Pferd von selbst nach dem Tor sprengte. Sie erkannte mich bald, denn ich hafte für allen Kastiliern im Gedächtnis. Da stund ich nun vor ihr, sah hinauf, herunter. Sie fragte nach Euch, und sagte denn, als ich mutiger ward, scherzend: Sie würde morgen auf die Falkenjagd reiten, und mit dieser Gelegenheit sich unter die Feinde wagen, und bei dem General um das versprochene maurische Pferd bitten. »Ei«, sagte ich höflich: »Gar schöne Donna! Mein General hat schon manchen Ritt nach den aragonischen Kastells gemacht, Euch aufzufinden, und hatte immer den Maurer mit, aber fand Euch nicht. Nun will ich schnell sein wie der Strahl Eurer Augen, es ihm melden, mein General ist nicht faul, und[1112] kommt diese Nacht noch.« »Ich wünsch dir Glück bei deinem Mädchen«, sagte sie, »du gibst mir die Ruhe wieder.« Da war's fertig mit mir, und mir drängten sich das erstemal wunderbare Tränen aus meinen Augen. Das merkte sie, und gab mir eine Hand, die mich blendete, und ich drückte ihr in Vergessenheit einen Kuß drauf, daß es schallte, und meine Tränen rollten tanzend über ihre Hand, da wollte ich mich aus dem Staub machen. Aber sie nahm's nicht übel, und gab mir liebkosend einen Trunk Wein aus einem goldenen Becher. Und ich sagte: »Schöne, liebe, gütige Donna, ich wollte wohl Eure Gesundheit trinken.« Sie nickte freundlich. Das war Euch all so unaussprechlich hübsch, und denn sagte sie: »Seht in mein Angesicht, wie der Kummer mich verwüstet hat!« »Das wollt ich wohl tun«, stammelte ich, »aber meine Augen sind immer so voreilig, und da kann denn mein Herz nicht nach.« Und so trappelte ich schnell ab.

MALVIZINO. Du gehst Grisaldo.


Man bringt Briefe.


GRISALDO liest. Diese Briefe bestimmen mich. Ich könnte jetzt unwillig werden. Ich will in Isabellens Arme Ruhe holen, und mit neuer Liebe alles vergessen. Ich darf dem Eindruck nicht folgen, den diese Briefe auf mich machen.

MALVIZINO. Laßt mich wissen!

GRISALDO. Ihr nehmt die Sachen ärger als sie sind. Ballona, laßt den Maurer sattlen. Den maurischen Sattel und das übrige nicht zu vergessen.

BALLONA. Ihr müßt jemand haben, laßt mein Herz Euren Wegweiser sein.

GRISALDO. Es sei.

BALLONA hängt sich an ihn. Einen Kuß, General!


Quelle:
Sturm und Drang. Band 2, München 1971, S. 1106-1113.
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