Sechzehnter Brief.

Billet an Ihre Excellenz den Herrn Grafen ....

[153] chés moi ce 16. du Juin en 1771

à 11 heures du soir.


Monseigneur,


Ich schreibe in Eil diesen Billet an Ihre Excellenz, um Ihr zu melden, daß ich komm zu machen einen coup de Maitre, und das doppelterweise.

Nicht allein ich habe aufgefangen den Brief hier beygeschlossen,1 den unsre junge Person hatte geschrieben an ihre Eltern, und gewonnen eine der Mägde von Madame

[153] Schouffitte,2 um ihn zu tragen heimlich auf den bureau der Post; Aber auch es ist gefallen in meine Hände diesen Abend der Bruder von der Demoiselle, der kam ausdrücklich hierher, um zu suchen seine Schwester, und um zu sprechen an den Lieutenant von Hohenau.

Zu diesem Endzweck ich habe gleich gesucht mich zu machen nothwendig an seine Person, ihm anbiethend, weil er wäre durchaus fremd hier, meine Dienste, und ihn zu führen selbst zu dem Herrn, den er suchte.

Wir sind dazu übereingekommen auf morgen, und ich habe genommen Abschied von ihm auf wiedersehen, laufend wie ein Besessener, um zu avertir das Gouvernement[154] daß sich fände hier ein Mensch, der wir vorkäme zweydeutig, hinzufügend alle Arten von Anzeigen, um ihn zu setzen unter die Augen der Polizey, wie einen Menschen verdächtig und gefährlich.

Ich habe so gut gehandhabt das alles, daß bevor aufzustehn, er wird bekommen morgen vom Gouverneur die Ordre zu verlassen die Stadt.

Ihre Excellenz wird fühlen wohl, ich hoffe, daß ich wache für Ihre Interesse, und daß ich nicht durchlaufe alle Gasthöfe der Stadt für die Pflaumen.

Morgen werde ich haben die Ehre Ihr zu präsentir vom Munde meine Ehrerbietungen.


de la Saltière.

Fußnoten

1 den folgenden 17. Brief.


2 Diese würdige Frau, bey welcher das Fräulein Charlotte jetzt eingesperrt ist, lernt man aus dem letzten Briefe in diesem Theile kennen.


Quelle:
Knigge, Adolph Freiherr von: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 3, Riga 1781–1783, S. 156.
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