Der 5. (20. 95.) Kühlpsalm

[191] Als ihm endlich sein Naturvorbot, Leonard Peter Höllgraf von Swoll, in seiner virdten Londnerbetretung an des 30 Novembers WappingsWippingsfeuer 1682. unverhofft begegnet mit der 25 jährigen wunderoffenbahrung von dem Kühlmannsthume, Kühlmännern, Kühlmannopel, und auch nach dessen niderfall, als wi des Swollerthurms im 1 und 10 Jenn. 1683. sovil Propheten und Prophetinnen, Beresford, Blesset, Nelsonin, Elisabeth, Esther, Anglicana gleiches ausreden musten; gemagnificiret zu London den 14. 15. Octob. 1683. und zu Amsterdam den 16 Octob, 1684. und 23. 24. Februar 1685.


1.


1.

Auf, Seelgeistleib! Erhebe Gott den Herrn,

Und danke ihm mit aller deiner kraft!

Verkündige dem gantzen Erdenkreis,

Was Gott mit dir vor wunder hat gethan!

Spring auf voll wonn in deines Jesus wonn,

Zur wonn und Sonn vor ider Nation!

Magnificir im eingem GötterGott,

Der alls erschuf, erlöst, geheiliget!

Er ist, der dich geführt so wunderbar,

Und führet nun sein werk so herrlich aus.


2.

Auf, Seelleibgeist! O jauchtz in GottGottGott!

Erfreue dich gantz unaussprechlich heut!

Heut jubilir! Heut triumfir! Heut, Heut!

Besinge heut im allerhöchstem thon

Di gröste gütt, dergleichen ni bekand!

Dergleichen ni kein Mensch noch hat erschaut!

Di gröste gütt, voll von barmhertzikeit,

Voll gnädigst heil zu aller Menschen heil!

Di gröste gütt aus der Menschwerdungsgütt,

Auf welche hat gewartet alle Welt!


3.

Auf, Geistleibseel! Gott sah sein Knechtchen an,

Wi er versprach durch der Propheten Mund!

Mein Elend stig vor seinem heilgem stuhl,

Und ward erhöhrt, eh ich ins elend kam!

Mein Jesus rif mich aus dem Babelthum,

Und blis mich an mit seinem heilgem Geist![192]

Mein Jesus theilt von seinem hertz mir zu,

Das nur mein hertz erzöge das gewicht!

Mein Jesus gab mir Engel stat der wacht,

Das er mich trib aus ernster lib zum ernst!


4.

Auf, Geistseelleib! Sih in das Centrum ein

Vom erstem Mann bis auf den letztem Mann,

Vom Paradeis bis in das Paradeis!

Wi ist dir, wi? Was merkstdu? So erstarrt!

War alles nicht bereitet vor dis werk,

Das Jesus libt so liblich im Johann?

Du erndst di frucht, durch Jesu kreutz gepflantzt:

Si dringt mit dir, und du mit ihr, zur Reif.

Si reift gantz aus in deinem zehndem glid,

Durchs Paradeis zum Reiche Jesuels.


5.

Auf, Leibseelgeist! Schau deine Väter an,

Wi si verlangt zusehen disen tag!

Dein Adam steht mit Even hocherfreut,

Das er erzihlt aus Jesu seinen Sohn!

Der Henoch jauchtzt, das er nun völligst redt,

Und Noach ist mit Abraham erquikkt!

Der Moses wird mit Josua voll wonn!

O David psalmt! Mein Salomon spilt hoch!

Elias eilt im feuerwagen ab!

Johannes zeugt; nun nah sein Himmelreich!


6.

Auf, Leibgeistseel! Sih alle Kindeskind,

Und das Geschlecht, das nicht gebohren ist!

Ersink, ersink in Gotteshertz und krafft,

Und gib Gott rein, was Gott allein dir gibt!

Nicht mir, nicht mir, nur Gottes heilgem nahm

Erschall, erhall vor dises nur di Ehr!

Sprecht aus eur hertz, wi Gotteshertz aussprach,

Als es im fleisch des Vatern wunder that!

Verherrlicht den, der mich verherrlichet

Um sich aus sich zu seines nahmens lob!


[193] 2.


7.

Auf, Seelleibgeist! Fall deinem Gott zu fus

Und steig zu ihm durch deine zehen Nichts!

Nichts ist mein All. Ich bin nur leerer staub!

Dein ist, was ist: du thust was dir gefihl.

I schwächer ich vor allen Menschen bin:

Imehr hastdu dir meine schwäch erwehlt.

Du riffst, ich komm: getrost, weil du mir riffst!

Dein ruffen gab mir mutt zu allem Ruf!

Dein ist das gröst und auch das allerkleinst:

Was war, und ist, und kommt, bleibt dein Geschöpff.


8.

Auf, Geistleibseel! Entbrenn in Gotteslob,

Und opffre Gott ein höchstgehorsam hertz!

O fürchte Gott höchstkindlichst tag und nacht!

Dein Gott hat sich nun deiner höchsterbarmt!

Was hastdu nicht, mein Vater, mir erzeigt?

Ich opffre alls, was du mir gabst und gibst.

Dein Knechtchen weist zufinden keine Wort,

Weil mich dein strahl in deinem strahl einsenkt!

Barmhertzigster JehovaJesusjah!

Empfange mich auf ewigewigst gantz!


9.

Auf, Geistseelleib! Besing den Wunderbund

Mit deme Gott in Jesu mich ansiht!

Gott sätzet mich zum Fürsten seinem Volk!

Er spricht zu mir von einem ewgem Haus,

Das ewig daurt und alle Schrifft beschreibt,

Darüber sich längst Daniel entsätzt!

Als gäntzlich schin dein Knechtchen überschwemmt,

So führstu mich im augenblikk zum Port.

Ich sah auf Gott mit Glaubensaugen stets!

Du kennst, mein Jah, mein gantzbluttrinstig hertz!


10.

Auf, Leibseelgeist! Gott übet hauptgewalt

Nach seiner macht mit ausgestrekktem arm!

Er schlägt das Bild durch Jesum, als den Stein,

Das es zerschellt, zerfällt, vor seinem Knecht!

Der Nimrod und Nebucadnezar flihn

Im Leopold als ein gejagtes wild!

Kein Potentat weist rath vorm Nordenheer,[194]

Das Gott der Herr mit wundern rüstet aus!

Dem man nicht lis ein fusbreit von der Erd,

Dem schenket Gott zur Erbschafft alle Welt!


11.

Auf, Leibgeistseel! Di Hochmutt wird verlacht!

Dem nidrigem fällt Kron und Thron nun heim!

Di stoltze Art, in ihres hertzens tif

Ligt nun zerstört mit ihrer Heilikeit!

Das sich erhöht weit über Gottesschlus;

Vor deme war Gehorsam zugering,

Sinkt voller schand in seinen Hamansfall,

Und Mardochee bleibt Weisblau doch bekleidt!

Nun schämt sich recht der Richter Eliab:

Es bleibt ihm selbst vermessne Bosheit bei!


12.

Auf, Seelgeistleib! Gott rif Ragotzi erst,

Den Carl Gustav, den Frantzen Ludewig,

Den Fridrichssohn, und grosse Printzen mehr!

Doch Drabitz ward, der heutge Samuel,

Weit mehr als vor, von disem Saul verschmäht!

Gott wirfft si weg und machet si zum fluch!

Er salbet mich an ihrer aller stell

Zum grösten Reich mit tausendfacher gnad!

Er stösset si mit ihren stämmen weg,

Und pfroffet mich in Jesu Fürstenbaum!


3.


13.

Auf, Geistleibseel! Gott heilt di sibenwund,

Di Kotter sah an seinem Goldhornochs!

Der Tag ist dar, da neu Christine schreibt,

Und Gott durch si den sibendorn auszeucht!

Den Sibendorn von Rothe, Tanneken,

Von Magdalen, von Smyrn, Wentwortin, Genff,

Von Höllgraf selbst, und was Christin einschläfft.

Das Goldhorn fil durch siben gäntzlich ab:

Das Goldhorn wächst doch durch dis siben raus.

Comen, Cyrill! Der Kil entfil im Schlaff!


14.

Auf, Geistseelleib! Gott rif Vorboten erst:

Er bähnte mir durch Babel eine bahn.[195]

Gott warf si weg, wann ider mich verwarf,

So bald an mir sein göttlich zeugnis endt.

Gott ruffet selbst! Gott fänget an sein Werk,

Darüber strakks der gantze weltkreis bebt!

Gott frisset auf, di sich mir sätzten gleich!

Nun lernen si der Schleudersteine stärk.

Gott rüstet aus auf der Jagthunde meng!

Sein eifer stösst durch mich si sämtlich tod.


15.

Auf, Leibseelgeist! Vermillion das Lob,

Wi Gott der Herr di Freud vermilliont!

I trutziger der höllsche Drache kam;

I herrlicher erscheinet Gotteshand!

Als Hollgraf ward ein Höllgraf voller ernst,

Und Nelsons sich zu seiner Schwester macht,

So ruffet Gott selbst andre in das werk,

Sendt bottschafft mir vom Pol und aus der Erd.

Vil Heiligen von Jesus Himmelfahrt

Erscheinen nun wi leiblich auf der welt.


16.

Auf, Leibgeistseel! Di Standart kommt an tag,

Als zehnjahr gleich von Rothens vorlauf weg!

Das zepter wird mit seinem Schwerdt gereicht,

Wi Rothen vor im vorbild es geschah!

Es folget drauf des eisern hammers krafft,

Der vorgespilt mit dem Gustav Adolph!

Der Fridrich steht mit zehn Kühlmännern auf,

Weil sich verklährt des Rothens neue Erd!

Drauf sigelt zu di Groscitirung A.L.L.S.

Wi eilfjahr si figurlich war geschehn!


17.

Auf, Seelgeistleib! Di Wunder gingen an,

Als Alkmar mir di Nordensreis vorspilt!

Das Engelvolk kommt jauchtzend um mich her,

Als Blesset kam in des Höllgrafens platz!

Ob harter sturm mich noch am Virdtag bindt,

Doch reiss ich fort zum Port im rechten ernst.

Ein Himmlisch bot bringt mir gleich selbst das neu,[196]

Wi Blesset mir zur hülff geruffen wär;

Er zeig es an durch einer Esther mund,

Was Anglican und Blesset angezeigt.


18.

Auf, Seelleibgeist! Als nun di sechzehnd Reis

Am sibnem Tag im wunder ward geendt!

So must ich weg gleich zum sibzehndem mahl,

Und fand ich drauf des Voogtes Sohn gezeugt!

Di Mutter jauchtzt, als di Geburtsangst war,

Weil Lichter si gantz sichtbarlich umringt!

Allein der Sohn lebt kaum ein halbe uhr,

So starb er hin, zugleich auch ungetaufft.

Er starb, weil er vorbildte das Gesätz,

Und Voogt sich selbst, wi das Gesätz, verwarf.


4.


19.

Auf, Geistseelleib! Des Voogtes Sohn erscheint!

Er zeigte an des Salomons geburt.

Er ward ein Bot zur Anglican gestellt,

Eh er noch einst nach Vater, Mutter, ging.

Er bracht das neu, wi alles auch erfolgt,

Verklährend recht der beiden Eltern fall!

Si flihen hin, wi si nun schändlich flihn.

Voogts Sohn wis sich in meines Sohnes kleid,

Wi er gekleidt nach seinem sibnem Jahr!

Er rennte vor im Schatten Salomons!


20.

Auf, Leibseelgeist! Als ich an Stuard schrib,

So offenbahrt sich gleich mein Volk vom Ost!

Der David kommt mit Salomon herab:

Si senden mir durch Blesset Gottsbefehl

Wi Moses vor mit dem Elias kam,

Als Christus solt erfüllen ihr Gesätz:

So kommet nun mit David Salomon,

Als Christus heut zum Reich den Kühlmann rufft.

Si lehren auch, was auf der Erd zuthun,

Weil unser Reich di Füll von ihrem Reich.


21.

Auf, Leibgeistseel! Der König Salomon

Gibt mir sein Schwerd und Zepter in di hand!

Er salbet mich mit des Jehovahs Wort,[197]

Und prophetirt von Christus eisern Rutt.

Er kleidt den Hof in gleichnis des Gemachs,

Das alle Welt verfällt mit ihrer pracht.

Er kleidet mich mit einem Fürstenschmukk,

Dergleichen noch kein Welt-fürst hat gehabt.

Er schenket mir zum grusse seinen schatz,

Mit denen ich empfange alle Schätz.


22.

Auf, Seelgeistleib! Mein Salomon der redt,

Und spilt mit mir aus seiner Weisheit tiff.

Er sätzt di zahl auf dreimahl siben Tag,

Und theilt si ein nach des Kühlpsalters grund.

O zwantzigein, das sibenmahl sich zählt!

Du wochest dich, nach dem di Tage A.U.S.

Neun wochen eilt, das wir das Neujahr schaun!

Zwölf wochen kommt, das Pfingsten uns erfreu!

Dann ist di zeit, von der Jehovah sprach!

Dann jauchtzt der Freund, wann sich der Feind entsätzt.


23.

Auf, Seelleibgeist! Das Erdenengelvolk

Dringt aus der Erd gantz gegen ihre macht

Unmittelbar zu meiner hülf und dinst!

Ihr König ward durch Höllgraf hochversäumt.

Das Gottesrath nur völligst offen stund,

So kommt es selbst, nimmt Blesset in den platz,

Damit mir nichts am Menschenzeugnis fehl.

Es wacht vor mich in manches Königs hof,

Bereitet alls zu meiner Wunderkunfft:

Erzählet alls von Osten, West, Nord, Sud.


24.

Auf, Geistseelleib! Der Grosfürst Michael

Steht auf vor mich nach der Propheten wort,

Hält tag und nacht di wacht vor unser Haus,

Bis dar di stund, di Gottesmund verhisch,

Das Adam neu den ersten zepter trag!

Der Thronfürst bringt di Hauptmonarchenkron,

Als Towerhill des Beresfords nicht meint,

Und wird Withall beklagen es zu spät.[198]

Der Nordsturm nimmt di Richter mit der axt;

Das Ostvolk bringt auf ewigst Withalls thron.


5.


25.

Auf, Leibseelgeist! Des Paracels drei schätz

Eröffnen sich, di er vor mich bewahrt,

Als er di Sonn mit Jor und Luther führt.

Es röchelt auch sein letzter Österreichs,

Als ich so alt, wi er di zeit gesätzt,

Da Höllgraf mir di schlüssel reichen solt.

Es ward das Win am Nardens tag entsätzt,

Am Londons brand, des Cromwels Sig und Tod,

Weil di Natur in der Natur versäumt.

Nun sigt der Ost, weil neu mein Tag gesigt.


26.

Auf, Leibgeistseel! Jehovah der vermählt

Mich vor der Welt in Breslaw, Amsterdam!

Gott selbst befihlt das gröste und das kleinst!

Gott bildet vor, was voller wesen schmekkt.

Gott schikkt aufs neu den David, Salomon

Zur Anglican, und ordnet A.L.L.E.S. selbst,

Selbst Printz, Prophet und Prister aller Welt.

Gott selbst verheischt mir einen weisen Erb,

Nicht vom Gestirn der euseren Natur,

Voll seiner krafft im segen voller Gnad.


27.

Auf, Seelgeistleib! Gleich als mein eilfjahr weg,

Und Engellands sein sibmal sechster Mond,

Gleich dann erscheint Eliens Wort in krafft,

Und bricht an Tag des Yorkers Essexmord.

Gleich dann wirfft fehl der Temssaul seinen spis,

Den heimlichst er nach mir im Norden wirfft!

Di Boten sind Weissager seines wurfs,

Und prellt der Spis zurükk nach Withalls Saul.

Auf Gotts befehl gehn Engel gleich zur Rach,

Das Carl sein end im Yorkerstrug empfindt.


28.

Auf, Seelleibgeist! Als Rothens eilfjahr hin,

Da Gott zuerst ihn mir gemacht bekand;

Da Frankreichs ris gleich sechsmahl siben Mond;

Fällt Rothe weg durch ein verfluchtes stükk,[199]

Als er auszwängt beflort, was er verlangt,

Und ewigst wird behalten, Schwartz beflort.

Nun ligt sein sinn in seinem sinn verrükkt,

Empfängt den lohn vor so vilfachen hohn,

Stirbt in der Wüst, wird Sigel meines Ruffs.

Ein Abjathar aus seinem eignem will.


29.

Auf, Geistleibseel! Als Voogt drung in mein haus,

Und solte selbst zu schiff als Aaron gehn,

Versengt er schnell an Gottesprob sein wachs!

Er zeugte hoch, durch manch Gesicht geregt,

Doch wolte er selbst gehen seinen gang,

Das Satan ihm erfüllte (Ach!) sein hertz!

Drauf wolte er verleiten Blesset selbst,

Als Ort und art von der Erlösung dar:

Versorgen sich und thun nach eignem sinn,

Als unser Sig in dem Gehohrsam stund.


30.

Auf, Geistseelleib! Als Voogt geht im betrug,

Betreugt er sich, und nicht der Geister aug!

Kein Achan steht, der das Gebot verlässt,

Ob tausendmahl er wunder sah und höhrt!

Weg Voogtschafft, weg aus neuer Pristerschafft!

Weg Lästerer, Verleumder, Polterer!

Der Gottesschlus der mus und wird bestehn,

Gott wird durch mich mit allen Schätzen thun

Zu deiner schand vor allem Land sein Werk:

Auf, Engel, auf! Rächt Gotteslehr und ehr!


6.


31.

Auf, Leibgeistseel! Wir drungen neu zum Nord,

Und reisten aus auch zum achtzehndem mahl!

Hoch lif der Gang in Gotteswundergang!

Carl muste nun quittiren seinen thron;

Er sah sein blutt, wi er neu blutt wolt sehn.

Gott bot Carls Reich zwölf tag zuvor ernst auf,

Eh er vom schlag erlag zum Grab und Tod.

Gott lis im traum uns sprechen Withalls end,

Kaum zwölf minut zuvor, eh Withall bebt,[200]

Eh Carl begunt zufühlen noth und todt.


32.

Auf, Seelgeistleib! Auf, auf zu Gotteslob!

Der Himmelsbot bringt neu durch Esthers lipp,

Was Blessets ruf und wunder confirmirt!

Von Salomons fünff Büchern, di sehr gros,

Geschriben gantz auf grün mit güldner Schrift!

Er öffnet nun, was mir verborgen stund,

Printz Michaels, Printz Uriels zwei Reich,

Das si mit mir im innern sind eilf Jahr,

Di ich bisher in idem Vorfall sah,

Weil Jesuels verlohrner Thron geht auf.


33.

Auf, Seelleibgeist! Auf, auf! Auf, höher auf!

Christin erscheint, nach Drabitz, Kotter, Böhm!

Ihr Friderich, der Böhmerprintz, kommt mit!

Vil Heiligen des alt und neuen Bunds

Gehn aus und ein, wo mein Geheimnüs spilt.

Tobias, Job, Jor, Judith, Paracels

Beschämen schon di Welt mit ihrer kunfft!

Was Magdalen durch ihr umsehn verlohr,

Ward um di zeit, als Höllgraf schrib, ersätzt,

Das ich zugleich des Centrums Neus erhilt.


34.

Auf, Geistleibseel! Gleich im sechszehndem Jahr

Wird mein Gesicht vom Tod ans licht gesätzt!

Sehrherrlich ist der Frauen kunfft und Kron,

Di mir so offt im innerm vorgespilt!

Nichts hat nunmehr mir Magdalen verschertzt,

Weil dreifach ward ihr einger stand zertheilt:

Elisabeth mit ihrer Tochter zeugt,

Was Paradis, was seelge Seelen sind!

Ich komme ein zum euserm Götterland;

Es hindert mich der Cherub ferner nichts.


35.

Auf, Geistseelleib! Durch Muscaw kam mein Volk!

Es nahet schon durch Breslaws Oderstrom!

Unzählbar ist der Rosenkreutzer zahl!

Weit tifferer, als alle Welt noch sinnt![201]

Mein Amsterdam! Welch eingang ist in dir?

Der Patengrosch und Brautschatz ist sehr nah,

Wi der bezeugt, der schon im haus mich grüsst,

Gleich an dem Tag, als sich der Yorker thrönt!

Dis grüssen bricht des falschen Jacobs thron,

Der glas und staub, der Romesuntergang!


36.

Auf, Leibseelgeist! Auf, auf! Auf, auf! Auf, auf!

Mein Sibenjahr fällt heute gäntzlich hin,

Voll Sigs, voll prachts, voll wunder aller Welt!

Di Sibenprob ist endlich aus mit A.U.S.,

Wi hefftig auch der Satan si verlängt!

O GottGottGott! Dein ist dis wunderwerk!

Di gantze Welt mus sehen deinen arm!

Nihm ein mit mir, Jehovah, Adams thron!

Beherrsche selbst durch Jesusgeist den Kreis!

Dein Knechtchen bleibt dein wunder ewiglich.


Endlicher Nachklang,

Ah sich dem Morgenfeuer Constantinopels 1660, und dem Abendfeuer Londons 1666 das Mitternachtsfeuer Muscaws 1685 versellet hatte; im tiffen Verstande beigesätzet zu Amsterdam, am Kotterischem Groslöwens tage den 7 Nov. 1685.


Auf, Ost, West, Nord! Nun ist eur feur vorbei!

Nun wird euch wahr des Kotters-Löwens wort!

Drei grosse Städt! Fallt an Win, Rom, Madril.

Bringt Ring und zaum, das ichs der Huhr leg an!

Auf, Ost, West, Nord! Nun greifft mit mir zum werk.

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 2 (Buch 5–8 u. Paralipomena), Tübingen 1971, S. 191-202.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Der Kühlpsalter, Band 2
Der Kühlpsalter II: BD 2
Der Kühlpsalter: Band 2

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Fantasiestücke in Callots Manier

Fantasiestücke in Callots Manier

Als E.T.A. Hoffmann 1813 in Bamberg Arbeiten des französischen Kupferstechers Jacques Callot sieht, fühlt er sich unmittelbar hingezogen zu diesen »sonderbaren, fantastischen Blättern« und widmet ihrem Schöpfer die einleitende Hommage seiner ersten Buchveröffentlichung, mit der ihm 1814 der Durchbruch als Dichter gelingt. Enthalten sind u.a. diese Erzählungen: Ritter Gluck, Don Juan, Nachricht von den neuesten Schicksalen des Hundes Berganza, Der Magnetiseur, Der goldne Topf, Die Abenteuer der Silvester-Nacht

282 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon