105. Die Glocken zu Blankensee.

[108] Eine der drei Glocken zu Blankensee, welche alle drei die Inschrift: O rex gloriae christe veni cum pace und die Jahreszahlen 1408, 1412, 1517 tragen, ist im sogenannten Sande, einem Stücke Landes unweit des Dorfes, gefunden worden, und zwar hat sie dort eine Sau aus dem Boden herausgewühlt, darum summt sie auch noch bis auf den heutigen Tag:


Sau fand

Innen Sand.


Es wird auch erzählt, diese Glocken hätten früher zu der Kapelle gehört, deren Ruinen noch auf dem Berge am Kressinschen See zu sehen sind, und sie seien, als diese zerfiel, in die Kirche zu Blankensee gebracht worden. Allein Andere bestreiten das und sagen, jene Glocken, die in der Kapelle gewesen, hätten ein ganz anderes Ende genommen. Denn als vor langen Jahren die große Sündflut war, die Alles zerstörte, da sei auch die Kapelle zerstört worden, und die Glocken seien in den See gesunken. Nun liegen sie noch immer da unten, und nur ein Fischer, der einst dort fischte, hat sie einmal gesehen. Er fühlte plötzlich, daß ein gewaltig schwerer Gegenstand in seinem Netze sei, und weil[108] er dasselbe gar nicht herauszuziehen vermochte, fing er an zu fluchen. Im selben Augenblicke sah er hart an der Oberfläche des Wassers eine große Glocke, die rief aus, denn es hat früher eine Zeit gegeben, wo die Glocken sprechen konnten:


Anne Susanne

Nimmermehr to Lanne.


Kaum war das aber verhallt, da ist sie auch im See versunken und nie wieder zum Vorschein gekommen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 108-109.
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