65. Die Stimme im Trebelsee.
Mündlich.

[63] Auf dem Trebelsee waren zwei Fischer einst damit beschäftigt, seine Tiefe zu messen, und befestigten deshalb[63] an mehreren zusammengebundenen Stricken einen Stein, den sie hinabließen, aber sie kamen damit nicht auf den Grund, und wie viele Stricke sie nun auch von neuem anknüpften, es wollte dennoch nicht reichen, der Stein kam immer noch nicht unten an. Eben wollten sie nun wieder ein neues Strick zu Hülfe nehmen, da hörte der eine derselben plötzlich eine Stimme, die rief ihnen zu, sie sollten von ihrem Beginnen abstehen, sonst würde es ihnen schlimm ergehen; deshalb ermahnte er seinem Gefährten, der immer noch ämsig beschäftigt war, umzukehren und nach Haus zu fahren. Der aber wollte nicht darauf achten, sondern sagte, er habe ja die Stimme nicht gehört, nahm auch abermals einen Strick und suchte von neuem endlich seinen Zweck zu erreichen; aber so wie er den Stein nun wieder hinabließ, hörte auch er plötzlich dieselbe Stimme, zog deshalb eiligst den Stein heraus und nun kehrten sie um. Allein jetzt war es zu spät, der, welcher sich nicht hatte warnen lassen wollen, ward, als er nach Hause kam, gar krank und starb nur wenige Tage darauf.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 63-64.
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