66. Der Räuberberg bei Feeben.
Mündlich.

[64] Wenn man von dem Dorfe Feeben, das unweit des Städtchens Werder liegt, dem Laufe der Havel folgt, so kommt man etwa auf der Hälfte des Weges zwischen Feeben und Paretz am linken Ufer des Flusses an eine Landzunge, die von der Landseite her überall mit niedrigen Wiesen umgeben ist und auf der eine offenbar[64] künstliche Anhöhe liegt, welche der Räuberberg oder Rööwerbarch genannt wird. Sie ist ziemlich hoch, liegt dicht an der Havel und die Wände sind sehr steil; etwa 200 Schritt davon sieht man noch eine wallartige Erhöhung mit Spuren von Gräben, die auf beiden Seiten bis an die Havel reicht.

Auf dieser Höhe hat, wie erzählt wird, das adlige Geschlecht derer von Rochow sein Stammschloß gehabt, und sollen sie hier die Schiffe, welche die Havel herauf und hinabfuhren, gebrandschatzt und geplündert haben, und damit ihnen ja keines entginge, hatten sie folgende Vorrichtung gemacht: Sie sperrten den Strom Nachts mit einer Kette, die aber unter dem Wasser, jedoch hart an der Oberfläche, hinlief; an dieser war ein Draht befestigt, der bis zu einer in der Burg befindlichen Glocke reichte; fuhr nun ein Schiffer, der nichts von dieser Einrichtung wußte, die Havel daher, so stieß er an die Kette und die Glocke verrieth darauf den Leuten in der Burg, daß eine Beute da sei, welche dann auch gleich herausstürzten und sie in Beschlag nahmen. So haben sie denn hier große Schätze zusammengehäuft, die zum Theil noch da vergraben liegen, denn man sieht oft genug die kleinen blauen Flämmchen brennen, die in der Regel das Verborgensein eines Schatzes verrathen. Einige Leute haben diesen auch einmal heben wollen, sind aber durch allerhand Dinge zum Lachen gebracht und dadurch abgehalten worden, still weiter zu graben; so haben sie namentlich gesehen, daß ein Hahn einen gewaltigen Balken hinter sich her geschleppt hat und[65] dergleichen mehr, da haben sie natürlich laut aufgelacht und konnten so den Schatz nicht bekommen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 64-66.
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