95. Der Wendenkönig.
Beckmann Beschreib. der Mark Br. Th. I. S. 79. 80.

[100] In der Gegend des Spreewaldes wohnen noch zahlreiche Reste der alten wendischen Bewohner der Mark,[100] die noch insgeheim einigen Vorzug und Nachlaß von den alten Oberherrn ihrer Nation und gleichsam einen König unter sich haben, der nicht nur jährlich von ihnen ein Gewisses an Gelde erhält, sondern auch im Besitz von Krone und Scepter ist. Jacobus Tholdius erzählt, was er von dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm dem Großen selbst gehört hat, daß dieser einen großen und starken Menschen dieser Art in eigner hoher Person gesehen, dem aber ein anderer alter Bauer dieses Volks, der ohne Zweifel auch eine Person von Bedeutung gewesen, als er gemerkt, daß der Kurfürst etwas genauer auf jenen jungen Menschen Acht gegeben, einen Schlag mit seinem Stocke gegeben und ihn wie einen feilen Sklaven davon getrieben habe.

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Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 100-101.
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